Originalhörspiel, Mundarthörspiel
Autor/Autorin:
Rolly Brings
Vun wem ich et han - Et flüstere von dä Ahle
Komposition: Rolly Brings
Technische Realisierung: Günther Kasper
Regieassistenz: Ute Welteroth
Regie: Thomas Werner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Gerd Köster Sprecher Biggi Wanninger Sprecherin
Rolly Brings, das Kölsche Urgestein, ist einer der kreativsten und produktivsten Liedermacher Deutschlands. Der politische Musiker und Autor, der 2007 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wurde, schreibt und singt voller Wortgewalt in einer bildhaften, poetischen und hochpolitischen Lyrik. Er hat über ein halbes Jahrhundert, von 1949-2005, kölsche Sprichwörter, Lebensweisheiten und Aphorismen in seinen täglichen Aufzeichnungen festgehalten. Redensarten aus dem kölschen Umfeld, dem Freundes- und Familienkreis, geflüstert "vun dä Ahle". In einem Kaleidoskop aus Liedern, szenischen Miniaturen und Gesprächen werden diese kölschen Kleinode zu Gehör gebracht und interpretiert, ausgewählt aus dem riesigen Fundus, rund um das Thema Mann und Frau, Gott und Teufel. Angesichts der Rollenvielfalt, in der "Mann" in den ausgewählten Sprüchen auftritt, fällt es schwer zu akzeptieren, dass die Wurzel des gemeingermanischen Wortes "man" sich bewusst sein, sich besinnen bedeutet. In dem hier angebotenen Panoptikum figuriert "Mann" als Jammerlappen und Aufschneider; posiert er als Held, Macher und Macho, kurz als Mythos "Mann". Die Sprachsoziologie hat seit den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts verstärkt nachgewiesen, dass Sprichwörter und Spruchweisheiten hauptsächlich von Frauen kreiert, bewahrt und tradiert werden. Und obgleich die Frauen bei inhaltlicher Auswahl und sprachlicher Formung der Sprichwörter so prägend waren, klingen die Sprüche nicht selten sogar "frauenfeindlich", zeichnen die Frau als Verführerin, Ärgernis und Plage des Mannes. Das Gottesbild, das diese Sprüche zeigen, ist nicht einheitlich. In den bibelnahen Sprüchen scheint der alttestamentarische Gott durch: Herrschend und strafend greift er unmittelbar in die Geschicke der Menschen, in die Geschichte ein. Sobald jedoch nicht auf biblische Zeiten verwiesen wird, tritt Gott als weiser, gütiger alter Mann auf, den man - ein Spruch sagt es wörtlich - leichter betrügen kann als einen Pfaffen. Die Teufelssprüche dagegen zeigen einen aktiven, listigen Verführer mit erschreckend menschlichen Zügen. Der Teufel symbolisiert ein in unserer Welt erfahrbares Prinzip, und die Sprüche über ihn sind nicht blutleer, sondern voller Leben und sehr realistisch.

Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 2008
- Erstsendung: 31.05.2008 | 113'24