Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Joy Markert
Geschnetzelte Freitage
Redaktion: Heinz Hostnig
Technische Realisierung: Wolfgang Henrich, Ursula Flint, Birgit Gall
Regieassistenz: Isabella Herskovics
Regie: Wolfgang Wölfer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Annetraut Lutz Hanne Helga Kraus Anita Till Hagen Herwig Vera Kluth Wirtin Jo Herbst Logiergast Horst Schön Stadtrat Isabella Herskovics Fürsorgerin Claudia Gerhardt Gitta Sabine Lorenz Eve
"Der fatale Drang in den Staatsdienst, ökonomisch zwar verständlich, ist dennoch eine beunruhigende Erscheinung. Ein junger Inspektor zieht aus einem schwäbischen Dorf nach Berlin, wo er Amtsvormund wird. In einem "gewöhnlichen" bürgerlichen Milieu und einem "soliden" Beruf sucht er sich zu entfalten (Großstadt!), worunter er sich außergewöhnliche Erfahrungen vorstellt. Der Selbstbetrug, eine sichere Grundlage sei geeignet, um "frei" zu werden, verführt ihn dazu, Freundin, Schwester u.a. nachkommen zu lassen. Der irreale "Aufbruchsgeist" erstarrt in sehr viel Sicherheit, in familiärer Enge. Der Irrtum wird korrigiert, indem der junge Mann seinen Beamtenberuf aufgibt und private Initiativen mit Trebegängern (ausgerissenen Heimjugendlichen) beginnt. Endlich "unbürgerlich", wird er selbst von Künstlern akzeptiert, aber dem jungen Exbeamten und seinen Mädchen erscheint die "Kulturszene" bald ebenso pervertiert wie die Bürokratie. Von der Ideologie der Sicherheit wie auch von der falschen künstlerischen Phantasie enttäuscht, entwickeln die jungen Leute endlich eine Sehweise, die sie auf verschiedenartige Alltagsverhältnisse neugierig macht, ungewohnt spielerisch: Eine Wette wird abgeschlossen, der junge Mann übt einen Frauenberuf aus, die Frauen werden Geschäftsmänner. Die klischeehaft empfundene Großstadt wird bei dieser Parforcetour durch Milieus und Berufe mehr und mehr real, Massierung von Menschen, die in Klassen leben. Wie der kulinarische Titel andeutet, ist das Hörspiel keine Sozialstudie, sondern eine spielerische Mischform aus Fiktion und Originalaufnahmen - und nach dem Dorfhörspiel "Vielleicht wird er Bürgermeister" der zweite Teil einer Autobiographie ohne Ichperson." (Joy Markert)
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1977
- Erstsendung: 05.10.1977 | 69'20