Originalhörspiel, Originaltonhörspiel

Autor/Autorin: Cordula Dickmeiß, Mark Ginzler

Das Mädchen mit dem Stern

Redaktion: Uta-Maria Heim
Regieassistenz: Benno Schurr, Pia Frede

Regie: Cordula Dickmeiß, Mark Ginzler

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Johanna FritschInge
    Elisabeth HoppeErzählerin
    Lena StolzeMutter
    Ingo HülsmannVater
    Kornelia BojeGroßmutter
    Horst SachtlebenGroßvater
    Eva DerlederTherese
    Nadine KettlerAufseherin/Frau im Zug
    Reinhold WeiserPolizist 1
    Berth WesselmannPolizist 2
    Sebastian MirowMann
    Thomas HöhneAufseher
    Mascha CaminoSarah
    Joel HernandezSchorschi
    Ole MeyerRudolf
    Lea KüblerElisabeth
    Judith FritschDoris
    Hannah GüntherRuth
    Joshua JacobsRolf

Als die kleine Inge vor 75 Jahren im südbadischen Kippenheim geboren wurde, ahnte noch niemand, dass sie das letzte jüdische Kind sein würde, das dort zur Welt kam. Die Nationalsozialisten hatten die Macht übernommen und ihre Schreckensherrschaft überschattete Inges Kindheit. Dennoch versuchte sie, beschützt durch die Geborgenheit in der Familie, überall das Gute zu sehen. Deshalb fand sie es gar nicht schlimm, dass sie den gelben Stern tragen musste. "Ich bin ein Stern", stellte Inge staunend fest und sie wünschte sich, dass alle Menschen Sterne wären, die hell leuchteten. Inge war sieben Jahre alt, als sie mit ihren Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Eine Zeit unfassbaren Leidens begann; im Lager herrschten Hunger, Krankheit, Terror, Angst, Verzweiflung und Tod. Dennoch gab es auch im schlimmsten Dunkel noch Sternstunden: Zum Beispiel, als die Kinderoper "Brundibár" von Hans Krása aufgeführt wurde. Es gab illegalen Unterricht und die Kinder schrieben heimlich Gedichte. Und Inge hatte ihre Puppe dabei - Marlene. Ihr vertraute sie alles an: Ihre Träume und Hoffnungen und Wünsche. Manchmal wünschte sich Inge, ganz viel zu essen. Und sie zählte Marlene all die leckeren Lieblingsgerichte auf - von Gsälzbrot bis zu Linsen mit Spätzle. Es gab auch viele Spiele, die trotz allem Spaß machten. Weil sie stark war und Glück hatte, überlebte Inge unter der Obhut ihrer Eltern. Auch Marlene hat überlebt. Sie ist zu sehen im Holocaust Museum in Washington. Wenn Inge Auerbacher sich heute daran erinnert, was sie als Kind in Theresienstadt erlebt hat, werden die Bilder von damals wieder lebendig. Sie erzählt unmittelbar und ohne Umschweife, warmherzig und verständlich. Aus O-Ton-Protokollen, Interviews, literarischen Texten und Mitschnitten von Veranstaltungen entstand der Text für dieses Stück, das zu den Kindern der Nachgeborenen spricht, die so alt sind wie damals Inge. Viele der Aufnahmen, die dem Hörspiel zugrunde liegen, wurden während eines Besuchs von Inge Auerbacher in der Freiburger Anne-Frank-Grundschule gemacht. Am 12. Juni wäre Anne Frank, die Inge lächelnd als ihre "große Schwester" bezeichnet, 80 Jahre alt geworden.

Weitere Informationen
Inge Auerbacher, geboren 1934 im badischen Kippenheim, lebt als Autorin in New York. Sie wuchs in Kippenheim und im schwäbischen Jebenhausen auf, ehe sie 1942, zusammen mit ihren Eltern, in das Lager Theresienstadt deportiert wurde. Sie gehört zu dem einen Prozent von insgesamt etwa 15.000 jüdischen Kindern, die dieses Lager 1945 lebend verlassen konnten. 1946 wanderte sie mit ihren Eltern in die USA aus. In mehreren Büchern, die in viele Sprachen übersetzt wurden, hat sie ihr Leben und die Verfolgung der deutschen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus zum Thema gemacht. Ihre Vortragsreisen führen sie rund um die Welt. Regelmäßig besucht sie auch baden-württembergische Schulen, Institutionen und Bildungseinrichtungen. Unermüdlich setzt sie sich ein für ein friedliches, tolerantes Zusammenleben. Ihr besonderes Interesse gilt dabei Kindern; ihr in Deutschland bekanntestes Werk ist das Kinderbuch "Ich bin ein Stern" (1990).

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestrundfunk 2009
  • Erstsendung: 27.06.2009 | SWR2 | 16:05 Uhr | 53'12

Rezensionen (Auswahl)

  • Waldemar Schmid: Funk-Korrespondenz. Nr. 27. 03.07.2009. S. 26

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