Hörspielbearbeitung, Kriminalhörspiel

Autor/Autorin: Heinrich Steinfest

Wo die Löwen weinen (1. Teil: Der Bahnhof oder Eine Maschine macht Ärger)

Vorlage: Wo die Löwen weinen (Kriminalroman)
Bearbeitung (Wort): Heinrich Steinfest
Dramaturgie: Uta-Maria Heim
Technische Realisierung: Herbert Teschner, Claudia Peycke

Regie: Günter Maurer

Natürlich geht es um Mord. Bedroht wird gleich eine ganze Stadt. Im Stuttgarter Kessel, in dem sich die Tragödie der öffentlichen Verkehrspolitik zuspitzt, verhärten sich die Fronten. Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ein Hund kämpfen und ringen um Rettung. Sie alle straucheln und landen mitten in der Bodenlosigkeit des umkämpften Großprojekts Stuttgart 21. Steinfest stellt sie vor: "Rosenblüt, der Kommissar. Ein in die Jahre gekommener Robert Redford und elitärer Kriminalist, der dem lieben Gott versprochen hat, nie wieder nach Stuttgart zu reisen. Hans Tobik, der Stuttgart-Forscher. Ein Mann, der den Mächtigen die Angst zurückbringen möchte, auf dass sie sich wieder in Menschen verwandeln. Wolf Mach, der Archäologe. Mach ist der Österreicher, denn für jede Geschichte braucht es einen Österreicher. Der Österreicher symbolisiert das Leben und den Tod. Und Kepler, der Hund. Vermutlich die Reinkarnation des Mischlingsrüden Lauscher, der einst den Detektiv Cheng begleitete. Dieser Kepler begleitet nun Rosenblüt. Wie Lauscher ist er, weil völlig untierisch, das perfekte Tier: philosophisch - ohne ein Wort zu sagen, ohne ein Zeichen zu setzen, ohne auch nur mit dem Schwanz zu wedeln, philosophisch dank purer Anwesenheit." Stuttgart ist mächtig auf den Hund gekommen, denn im Zentrum sitzt zweifellos Kepler. Ein rätselhafter, etwas verfetteter Streuner, dessen größtes Talent im Hockenbleiben besteht: "Niemand konnte so gut sitzen wie er. Eigentlich war es ein ästhetisches Verbrechen, diesen Hund zur Bewegung zu zwingen." Steinfest schreibt ein Stück schwäbischer Gegenwartsgeschichte neu - was zur Farce wurde, holt er zurück in die Utopie. Dabei sieht er sich als Interpret des Projekts Stuttgart 21 sowie der Bürgerbewegung. Ganz besonders fasziniert ihn die soziologische Dimension des Vorhabens, die er satirisch überhöht, bis sie auf romantische Weise in sich zusammenbricht. Das Ganze steigert sich zur grandiosen Posse, von der sich endlich mal wieder sagen lässt: Die krude Wirklichkeit ist gar nichts dagegen. Die Fiktion ist einfach noch einen Tick härter.

Weitere Informationen
Heinrich Steinfest, geboren 1961 in Albury/Australien, sozialisiert in Wien, lebt als Maler und Autor in Stuttgart. Seit 1982 stellt er seine experimentelle Theaterarbeit mit dem Kunstverein "up-art" in Wien, Hamburg und Kiel aus. Er veröffentlichte eine Reihe von meist utopischen oder Science-Fiction-Erzählungen und schließlich mit "Das Ein-Mann-Komplott" 1996 seinen ersten Kriminalroman. Zahlreiche weitere folgten. Heinrich Steinfest wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet. Er erhielt 2010 den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis.

Willy Schneck als Felix Palatin, Kathrin Hildebrand als Alicia Kingsley und Wolfram Berger als Wolf Mach.
© SWR/Alexander Kluge
Willy Schneck als Felix Palatin, Kathrin Hildebrand als Alicia Kingsley und Wolfram Berger als Wolf Mach. © SWR/Alexander Kluge

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestrundfunk 2011
  • Erstsendung: 22.12.2011 | SWR2 | 22:03 Uhr | 53'33

Rezensionen (Auswahl)

  • Christian Hörburger: Sperriger »Stuttgart-21«-Krimi. In: Funkkorrespondenz 20.01.2012, S.30.
  • Eva-Maria Lenz: Dea ex absurdum. In: epd Medien 13.01.2012, S. 32.

Haben Sie Anregungen oder Ergänzungen zu diesem Eintrag?

Infos zum Hörangebot/FAQ