Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Kilian Leypold
Schwarzer Hund. Weißes Gras
Komposition: Tarwater
Redaktion: Katarina Agathos
Technische Realisierung: Jean Szymczak
Regieassistenz: Karena Lütge
Regie: Kai Grehn
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Vincent Leittersdorf Fotograf Maria Kwiatkowsky Martha Otto Mellies Regisseur Kathrin Wehlisch Frau Lars Rudolph Hupe Julian Mehne Milizionär Andreas Leupold Bauer Carl Heinz Choynski Alter
Menschenleere Landschaft, Stille. Wo der Mensch Lebens- und Zivilisationsräume zerstört, zieht er Zäune hoch und zirkelt Todeszonen ab. Als sich am 26. April 1986 auf dem Gebiet der heutigen Ukraine der größte anzunehmende Unfall in einem Kernkraftwerk ereignet - Kernschmelze und Explosion im Block 4 des Reaktors von Tschernobyl - entsteht so eine Zone. Der Film "Stalker" von 1979 wirkt wie eine ahnungsvolle Prophezeiung dieser Katastrophe. Als der Regisseur Andrej Tarkovskij den Film acht Jahre vor dem Unglück drehte, entschied er sich unter anderem für die direkte Umgebung des Atomkraftwerkes Tschernobyl als Drehort für die Geschichte von drei Männern, die in ein abgesperrtes Gebiet voller tödlicher Gefahren, genannt "die Zone", eindringen, um dort zu einem geheimnisvollen Raum zu gelangen, der innerste und verborgenste Wünsche ans Licht bringt und zu erfüllen vermag. Die zufällige, doch darum nicht weniger rätselhafte Analogie dieser beiden Zonen ist Ausgangspunkt für das Hörspiel "Schwarzer Hund. Weißes Gras", das Elemente aus Tarkovskijs Film aufgreift und mit einer fiktiven Handlung um das Unglück von Tschernobyl verwebt. Ein ehemaliger Kriegsfotograf, einer der ersten Augenzeugen der Katastrophe, macht sich, nachdem er den GAU und seine Folgen über zwanzig Jahre hinweg dokumentiert hat, ein letztes Mal auf den Weg in das verseuchte Gebiet. Er hat einen Tipp bekommen und ist auf der Jagd nach einem letzten sensationellen Foto. Die Reise ins Herz der Zone wird zur erneuten Konfrontation mit den Folgen des Unglücks und zugleich zur Suche nach einem Wunder, die erst durch das Zusammentreffen mit Martha beendet wird, der strahlungsgeschädigten Tochter des Stalker. Der Aufbruch in die Zone stellt die menschliche Zivilisation in Frage und reflektiert zugleich die Chancen einer künstlerischen Erfassung vom Wesen und Sinn des Lebens.
Weitere Informationen
Kilian Leypold hat Philosophie, Slavistik und Osteuropäische Geschichte studiert und ist Autor und Journalist. Seit 2000 arbeitet er als Autor für den Bayrischen Rundfunk. 1998 erhielt er den Literaturpreis der Nürnberger Kulturläden sowie 2010/11 ein Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Als Roman erschien von ihm u.a. "Der Tiger unter der Stadt" (2010).
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2011
- Erstsendung: 29.04.2011 | 54'31
Rezensionen (Auswahl)
- Angela di Ciriaco-Sussdorff: Nahaufnahmen aus der GAU-Zone. In: Funkkorrespondenz 27.05.2011, S. 27.