Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Aischylos

Die Perser

Vorlage: Die Perser (Theaterstück (Tragödie), altgriechisch)
Übersetzung: Durs Grünbein
Komposition: Carl Oesterhelt, Salewski, Mathis Mayr
Redaktion: Herbert Kapfer, Katarina Agathos
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Adele Kurdziel
Regieassistenz: Stefanie Ramb

Regie: Johan Simons, Katja Langenbach

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Hildegard SchmahlChorführerin
    Sylvana KrappatschAtossa
    Stefan HunsteinBote
    Wolfgang PreglerDareios
    Nico HolonicsXerxes

In "Die Perser" greift der griechische Dichter Aischylos acht Jahre nach der Schlacht bei Salamis 480 v.Chr - bei der er selbst dabei war - einen aktuellen Stoff auf. Es ist das älteste Stück des klassisch-antiken Theaters und gilt als eines der ältesten der Welt. Außerordentlich ist Aischylos' klug gewählte Perspektive, aus der Sicht des geschlagenen Gegners zu erzählen. Atossa, die Mutter des jungen Perserkönigs Xerxes, ahnt das Unglück. Zusammen mit dem Rat der Ältesten wartet sie vor dem Palast in Susa auf Nachrichten aus der Schlacht. Xerxes ist erneut gegen die Griechen in den Krieg gezogen. Mit der Nachricht eines Boten werden die Befürchtungen war. Gemeldet wird der Untergang der mehr als 200 Schiffe umfassenden Flotte bei Salamis und die Niederlage des Heeres. Die Klage von Chor und Mutter mündet in eine Beschwörung des Geistes des Dareios, Vater und Vorgänger des Xerxes, der das Unglück als Strafe für Hybris, Machtstreben und Verblendung seines Sohnes deutet. Schließlich erscheint Xerxes: Sich in Selbstanklage zerfleischend und zugleich die Ursache für die Katastrophe einem von außen auferlegten Schicksal zuschreibend. Zusammen mit dem Chor ertönt eine generationenübergreifende Schmerzens- und Totenklage. "Das Drama des zoon politikon, das ohne Not sein Gemeinwesen aufs Spiel setzt, sich selbst überlassen, ausgeliefert den eigenen Kriegszielen und dem Phantasma der Allgewaltigen - Statistiken, Informationsströme, Medien, Dämonen, das sind Die Perser des Aischylos" schreibt der Lyriker Durs Grünbein. In Die Perser zeigt sich die Utopie in der Empathie der Sieger für die Besiegten. Der geschlagene Gegner muss nicht herabgesetzt werden, vielmehr stellen die Griechen sich im Mitleiden mit den geschlagenen Persern selbst in Frage. "Die Perser" in der Inszenierung von Johan Simons, dem Intendant der Münchner Kammerspiele, wurde zunächst als Theateraufführung konzipiert. Für die Aufführung des Stückes haben die Münchner Kammerspiele den konventionellen Theaterraum verlassen und sich mit der ehemaligen Bayern-Kaserne in München Freimann für einen Schauplatz entschieden, der die Themen und Topoi der ältesten griechischen Tragödie aufgreift und in einen Bezug zur Gegenwart setzt. Neben dem Ensemble der Kammerspiele gibt es dort eine künstlerische Zusammenarbeit mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, die Krieg erfahren haben. Der antike Chor besteht zum einen aus einem Bürgerchor, der durch seine Biografien den zeitgeschichtlichen Vorgaben des Ortes und den inhaltlichen des Stückes teilweise folgt: Bürgerinnen und Bürger, die noch konkrete Erinnerungen und Erlebnisse mit dem Zweiten Weltkrieg verbinden. Diesen historischen Zeugen, die am ehesten dem greisen Chor bei Aischylos entsprechen, wurde zum anderen eine zweite Gruppe an die Seite gestellt, deren Biografien von Kriegen der jüngeren Geschichte geprägt sind: Flüchtlinge aus dem Irak, Uganda und Bosnien. Unmittelbar nach der Theateraufführung wird Aischylos' Text als Hörspiel inszeniert. Die besondere Verbindung aus Ensemble und Bürgerchor wird dabei von Johan Simons und Katja Langenbach in seinen klanglichen Dimensionen erfahrbar gemacht und von den Kompositionen Carl Oesterhelts begleitet.

Weitere Informationen
Aischylos (um 525-456 v.Chr.) war ein griechischer Dichter, Regisseur, Chorführer und Schauspieler. Seine Tragödien wurden bei den Wettkämpfen in Athen mehrfach ausgezeichnet. Er hat u.a. die Werke "Sieben gegen Theben" (467 v.Chr.) und "Die Orestie" (458 v.Chr.) verfasst.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 2011
  • Erstsendung: 25.06.2011 | 97'26

Rezensionen (Auswahl)

  • Angela di Ciriaco-Sussdorff: Ein eindringliches Erlebnis. In: Funkkorrespondenz 01.07.2011, S. 26.

Haben Sie Anregungen oder Ergänzungen zu diesem Eintrag?