Originalhörspiel, Originaltonhörspiel

Autor/Autorin: Ludwig Harig

Zeit und Raum verschwinden mit den Dingen (3. Teil)

Eine mehrteilige Sendefolge über Einstein und das Relative

Redaktion: Heinz Hostnig
Technische Realisierung: Erich Matthias, Helga Schmüser
Regieassistenz: Willy Lamster

Regie: Michael Krüger

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Henry KielmannEinstein
    Günther DockerillHeisenberg
    Gert HauckeMonod
    Gerhart LippertWittgenstein
    Volker LechtenbrinkC. G. Jung
    Günther FleschBrecht
    Ludwig HarigFreud
    Heinz HostnigRaymond Aron/1. Sprecher
    Michael KrügerInfeld/3. Sprecher
    Uwe Rosenbaum2. Sprecher
    Wolfgang KavenEibl-Eibesfeld/Mauss/Russischer Wissenschaftler und Philosoph/Grosser/Gary/Marquard/Rosenstein/Harrich/Marx/Sandersson
    Eva GroheAnsage

1. Zum Thema: Nach dem Wort Einsteins, "Zeit und Raum verschwinden mit den Dingen", das in kraß vereinfachender, aber äußerst populärer Form das Prinzip der Relativitätstheorie definiert, soll eine mehrteilige Sendefolge entstehen, die den Komplex von Beziehung und Verhältnis, von Wechselwirkung und gegenseitiger Bedingung, von Einanderbestimmung und Zusammenspiel in "relativen" und "relativierenden" Einzelstücken, die alle aufeinander bezogen sind, demonstrieren soll. Die verschiedenen Versuchsanordnungen von Text- und Redeteilen (O-Ton) sollen beweisen, daß schon die grammatikalische Struktur der Sprache dem Prinzip der Relativität gehorcht und daß dieses Prinzip im frei verfügbaren allgemeinsprachlichen Bedeutungsfeld ebenso waltet wie im philosophischen, physikalischen, theologischen etc. Am Ende wird dabei so etwas wie eine didaktische Gegenbetrachtung zum Absoluten entstehen. Dieser thematische Komplex soll an der Figur Albert Einsteins, der mit seiner Entdeckung der physikalischen Relativität das kopernikanische und newtonsche Denken Anfang dieses Jahrhunderts revolutioniert hat, demonstriert werden. Es soll einsichtig gemacht werden, daß Einstein selbst nicht der absolute Mensch und Denker gewesen ist, sondern der in den Prozessen des Relativen lebende und agierende Relativist, daß die Indeterminiertheit (Unbestimmtheit) seines von ihm gelebten Lebens der Indeterminiertheit der von ihm gedeuteten Realität entspricht (der etwa auf der einen Seite erklärter Pazifist war und auf der anderen für die amerikanische Kriegsmarine arbeitete und den Bau der Atombombe empfahl, der sich als "nicht sehr jüdisch" bezeichnete und gleichwohl den internationalen Zionismus förderte, der strikter Naturwissenschaftler war und doch sagte, "Gott spielt nicht Würfel", etc.). 2. Zur Ausführung: Diese Sendefolge soll jeweils aus literarisch hergestellten und Original-Ton-Teilen bestehen. Die hergestellten Teile (Sprachfelder und Zitatmontagen aus der Thematik) bilden das Gerüst, die O-Ton-Teile (Interviews mit je einem Politiker, Theologen etc. zu der in den hergestellten Teilen aufgeworfenen Problematik) werden in das Gerüst eingefügt. Der Autor entwirft dabei aus Wortfeldern und Zitatmontagen die hergestellten Teile so, daß der jeweilige Realisator (Regisseur) nach seiner Anschauung und Deutung des Materials diese frei vertauschbaren Teile mit den jeweiligen O-Ton-Teilen kombinieren kann. (Dieses Ausführungsverfahren soll sinnfällig machen, wie des Autors relative Darstellung des Relativen durch den eingreifenden und das Material handhabenden Realisator weiter relativiert wird.) 3. Zur Sendung: In der ersten Sendung wird das Vorhaben beschrieben, eine Einordnung in die Denkweise des Jahrhunderts versucht, Beziehungen (etwa zum Kubismus, Prozesse statt Zustände) hergestellt, es wird eine Erklärung des heute benutzten mathematischen Vokabulars (Wahrscheinlichkeitsrechnung, Unschärferelation, statistisches Gesetz) vorgenommen etc., sodann wird in der ersten und in allen folgenden Sendungen jeweils zuerst das hergestellte Grundmaterial in der vom Autor vorgenommenen Anordnung vorgestellt, evtl. Teile des dazugehörigen O-Ton-Interviews. In der Mitte jeder Sendung steht die von dem jeweiligen Regisseur realisierte Fassung, und am Ende jeder Sendung kann sich eine spontane Diskussion mit eingeladenen Hörern ergeben, aus der eine abschließende 7. Variante durchaus im Bereich des Möglichen und auch Wünschbaren läge. (Ludwig Harig)

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Norddeutscher Rundfunk 1974
  • Erstsendung: 28.12.1974 | NDR 3 | 55'39

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