Originalhörspiel

Autor/Autorin: Werner Kofler

Zell - Arzberg

Redaktion: Heinz Hostnig
Technische Realisierung: Erich Matthias, Birgit Brand, Birgit Gall
Regieassistenz: Marianne Meek-Therstappen

Regie: Hans Rosenhauer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Werner RundshagenBeklagter/Widerkläger
    Dinah HinzKlägerin/Widerbeklagte
    Peter FaerberMännlich 1
    Monica GruberWeiblich 2
    Dietrich MattauschMännlich 2
    Katrin SchaakeWeiblich 2

In diesem "Sprechstück mit Musik" werden die Handlung und Vorgeschichte nur an deren Rändern und Schatten, hauptsächlich als Gerichtsprotokolle, demonstriert. Was vorgeht bzw. vorgefallen ist, ist einfach: ein kleiner Fabrikant, mutmaßlich in einer österreichischen Provinzhauptstadt, heiratet in vierter Ehe eine Gutsbesitzerstochter (zweite Ehe), um mit der zugesagten Mitgift - das Herrenhaus samt Ländereien in Zell-Arzberg - seinen Betrieb zu sanieren; die Frau reicht nach einigen Jahren, nach Errichtung einer für sie sehr günstigen Gütergemeinschaft die Scheidung ein, um mit beträchtlichem Zugewinn auszusteigen. Er sieht sich um den Gutsbesitz geprellt und bestreitet das Scheidungsbegehren. Aber je mehr er, unter Zugzwang, die von ihm angeblich verschuldete Zerrüttung dementiert, desto mehr beweist er sie. Aus vielen Gründen unfähig, sich zu trennen, wohnen die beiden Streitteile weiterhin im gemeinsamen Haushalt. Ein wahnsinniges Verfahren nimmt seinen Lauf. Wie in "Rashomon" gibt es keine objektivierbaren Sachverhalte, sondern nur subjektive Darstellungen und Gegendarstellungen. "Zell-Arzberg" ist ein Stück über die Ehe als hohes Rechtsgut im allgemeinen und über eine verkommene Form von Beziehung im besonderen - wo Austausch nur unter dem Aspekt materieller Tauschwerte und Zuwendungen praktiziert wird. Absurdes Medium dieser pervertierten Verkehrsformen ist die Gerichtssprache, die "nicht-öffnentliche" öffentliche Privatheit. Ein Stück auch über einen von Krisen und Monopolen bedrohten altmodischen Kleinkapitalismus, ausgedrückt in privaten Dimensionen: lächerliche Spekulationen, bizarr-autoritäre Formulierungen, Paranoia; ein Stück letzlich über einen Kampf auf Leben und Tod.

Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre.
©dpa picture-alliance/Roba Archiv
Der deutsche Hörspielregisseur Hans Rosenhauer Ende der 1950er Jahre. ©dpa picture-alliance/Roba Archiv

Produktions- und Sendedaten

  • Norddeutscher Rundfunk 1979
  • Erstsendung: 30.06.1976 | NDR 3 | 56''34

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