Originalhörspiel

Autor/Autorin: Sturmius Fischer

Anna Padts Unzucht mit dem Kehrwisch

Technische Realisierung: Eduard Kramer, Adeltraut Hahn-Schumann
Regieassistenz: Wolf Quiel

Regie: Werner Klippert

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Ria WullingerAnna Padt
    Ursula KölnerMagdalena Wintzig
    Gaby ReichardtSophie Mahr
    Claus BerlinghofHenne Kratz
    Robert SeibertJohann Kuppfer
    Hans CaninenbergNikolaus von Rotensahn
    Joost SiedhoffConz Weyner
    Heinz PielbuschHans Resch
    Hans WeickerRudolph Gerlach

Noch heute ist in Dieburg (Hessen) das Protokoll der Hexenbefragung von 1627 greifbar, nach dem Sturmius Fischer sein Hörspiel geschrieben hat. Angeklagt ist eine anna Padt, und die geistlichen Richter werfen ihr nicht nur den Umgang mit dem Satan vor, sondern auch noch den sexuellen Kontakt mit dem nämlichen. Die arme Frau weiß nicht, wie ihr geschieht; aber unter der Anwendung der Folter gesteht sie und entwickelt dabei eine außerordentliche Phantasie, um den Vorstellungen der Befrager entgegenzukommen. Als aber die satanische Lüsternheit des Obersten Gerichtsrates sich sogar auf ihre Tochter richtet, kommt der verzweifelten Mutter ein Einfall, der zu einem Akt ausgleichender Gerechtigkeit führt. Das Hörspiel macht den Teufelskreis deutlich, in dem sich das System der Hexenprozesse bewegte: Ein einzelner Prozeß dient weniger dazu, einen einzelnen Schuldigen zu überführen, als vielmehr dazu, ein Gebäude einer Glaubensideologie und damit die Macht ihrer Funktionäre zu bestätigen. die Realität und jeder einzelne Mensch haben sich der vorgeschriebenen Ordnung anzupassen und nicht umgekehrt. Deshalb erzwingt die Gerichtsbarkeit immer neue Aussagen zur Ausschmückung ihres Bildes von Welt und Überwelt und setzt einen Mechanismus in Gang, der auf immer neuen Denunziationen und den verzweifelten Phantasien der gefolterten Angeklagten basiert. Bewiesen wird auf diese Art, daß ein System des Bösen existiert, dem man durch die 'heilbringende Strenge' der Folter auf die Spur kommen muß, um es zu Ehren Gottes und der eigenen Rechtgläubigkeit bekämpfen zu können. Aber in solchen Systemen - das hat die Geschichte bewiesen - sind nicht einmal die Erfinder und Funktionäre davor gefeit, Opfer zu werden. Der rechtsprechende Terror zeigt Ähnlichkeiten vom Prozeß Jesu bis in unsere Tage.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Saarländischer Rundfunk 1978
  • Erstsendung: 24.03.1978 | 59'25

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