Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Lew Tolstoi

Und das Licht scheint in der Finsternis

Vorlage: Und das Licht scheint in der Finsternis (Fragment eines Theaterstücks, russisch)
Übersetzung: N. N.
Bearbeitung (Wort): Lutz Neuhaus

Regie: Walter Ohm

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Erwin KalserN. I. Sarynzew
    Johanna HoferMarja Iwanowa
    Peter ArensBoris
    Agnes FinkLjuba
    Hans ClarinStopia
    Jürgen MikschWanja
    Käthe HaackAlexandra Iwanowna Kochowzewa
    Lina CarstensFürstin Tscheremschanowa
    Friedrich DominVater Gerassim
    Ernst GinsbergGeneral
    Hans Herrmann-SchaufußMilitärarzt

Man braucht nicht eben ein versierter Tolstoikenner zu sein, um zu merken, daß dieses nachgelassene, 1900/02 entstandene Drama ein Bekenntnis des Dichters selber darstellt. Der reiche Gutsbesitzer Nikolaj Iwanowitsch, die Hauptfigur des Stückes, ist kein anderer als der Gutsherr von Jasnaja Poljana, und die Überzeugung Nikolajs, entscheidend sei, daß man mit der Bergpredigt bis ins letzte ernst mache, hat auch dieser verkündet. Nikolaj läßt es dabei ebenso wie Tolstoi zum Bruch mit der orthodoxen Kirche kommen. Er bringt den Verlobten seiner Tochter dahin, daß er, durch Wehrdienstverweigerung und seiner sozialreformerischen Ideen willen, Glück, Gesundheit und Leben opfert. Sein Gut will er an die armen Bauern verschenken, läßt sich aber durch die Rücksicht auf seine Familie davon abbringen. Auch der revolutionäre Ankläger des alten Rußland Tolstoi hat immer wieder sich weit mehr vorgenommen als ausgeführt. Zuletzt wird Nikolaj das Leben in der verlogenen Gesellschaft der besitzenden Scheinchristen, wie er sie sieht und wie das Stück sie in den Nebenfiguren zeichnet, so unerträglich, daß er Haus und Familie für immer aufgeben will; und nochmals bleibt es beim Vorsatz. Hier jedoch scheidet sich der Weg der Dramengestalt völlig von dem ihres geistigen Vaters: Acht Jahre, nachdem er sein aufrührerisches Stück in einem resignierten "Dulde und liebe!" hatte versanden lassen, zog der greise Tolstoi die letzten Konsequenzen durch die Tat, ließ alles hinter sich und - starb wenige Wochen später auf dem Weg in den Ural einsam und arm.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk
  • Erstsendung: 05.04.1955 | Bayern 1 | 89'45

In keiner ARD-Rundfunkanstalt verfügbar

Rezensionen (Auswahl)

  • N. N.: Abendzeitung. 07.04.1955. - N. N: Funk-Korrespondenz. Nr. 19. 04.05.1955. S. 14.

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