Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Autor/Autorin:
Gerhart Hauptmann
Hanneles Himmelfahrt
Traumspiel von Gerhart Hauptmann
Hörspiel
Vorlage: Hanneles Himmelfahrt (Theaterstück)
Kommentar: Julius Witte
Komposition: Max Marschalk
Regie: Julius Witte
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Lina Monnard Hannele Herbert Dirrmoser Gottwald, Lehrer Traude Alsen Schwester Martha Käthe Laue-Henseler Die verstorbene Mutter Karl Keßler Vater Mattern Hedda Wardegg Tulpe, Armenhäuslerin Arthur Niklas Pleschke, Armenhäusler Karl Kendzia Hanke, Armenhäusler/Dr. Wachler Arthur Wedlich Seidelwald, Arbeiter W. Colmar Berger, Amtsvorsteher Orchester: Rundfunkhauskapelle
Musikalische Leitung: Simon
Der Leipziger Sender vermittelte seiner Hörergemeinde am Sonntag eine Schöpfung Gerhart Hauptmanns: "Hanneles Himmelfahrt". Dieses Werk voll derbster Realistik, ergreifender Tragik und zartester Lyrik brachten uns die Künstler vom Alten Theater so lebenswahr zu Gehör, daß uns das Spiel zum tiefsten Erlebnis wurde. Man hörte nicht nur, man sah die ganze Handlung, fühlte, erlebte sie. Lina Monnard verlieh ihrem Hannele Töne qualvollen Jammers, grausigster Seelenlandschaft, innigster Himmelssehnsucht, rührendsten Jesusglaubens, kindlichster Freude. Und man sah den armen mißhandelten Körper Klein-Hanneles im Fieber sich bäumen, ihre Kinderaugen sich angstvoll weiten und gläubig zu ihrem geliebten Lehrer Gottwald aufschlagen. Man sah Hannele zittern vor seltener Freude über das schöne, weißseidene Kleid, die feinen Schühlein. Man sah ihre tote, verklärte, von Himmelslicht umflossene Mutter (Martina Ott-Morgenstern), wie sie in tiefstem Erbarmen ihre "geweihten Hände" auf das arme, wildflatternde Herz ihres Kindes legt - schützend vor den allzu harten, würgenden Griffen des großen, schwarzen Todesengels. Die sanfte Stimme der guten Schwester Martha (Traude Alsen) macht sie unserem Auge sichtbar in tröstender Gebärde. Und die liebe, innigwarme Stimme des gütigen Lehrers Gottwald (Herbert Dirrmoser) läßt ihn uns schauen am armseligen, harten Lager seiner aus dem Eiswasser des Teiches geretteten, totkranken Schülerin. Karl Keßler sprach den Vater mit kratzig-heiserer Schnapsstimme und ruhendem, bösen Ausdruck und vor dem Auge erstand ein verschlossenes, unglaublich rohes Subjekt, das sein frommes reines Kind der Verzweiflung und dem Tod in die Arme trieb. All die Gestalten, die Armenhäusler, Nachbarn, der mitleidige Lebensretter Hanneles, der Arzt, die kleinen Mitschülerinnen - sie alle bewegten sich in dem schmutzigen, kahlen, kalten Armenhausraum und draußen hört man den Schneesturm heulen und pfeifen. - Den verehrten Künstlern, auch den ungenannten unseren herzlichen Dank und Händedruck! Und dem Leipziger Sender die Bitte, um tapfere Weiterarbeit in den eingeschlagenen Bahnen! (Schulze, F., Plaußig; In: Die Mirag - Mitteldeutsche Rundfunkzeitung, 2. Jahrgang, Heft 7, S.7)

Produktions- und Sendedaten
- MIRAG - Mitteldeutsche Rundfunk AG (Leipzig) 1925
- Erstsendung: 25.01.1925
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block (Sendespiele)
Rezensionen (Auswahl)
- F. Schulze: Die Mirag. Mitteldeutsche Rundfunkzeitung. 2. Jahrgang. Heft 7. S. 7.
- E. Smigelski: Der Deutsche Rundfunk. 3. Jahrgang. Heft 6. S. 350.