Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: James Joyce

Ulysses (13. Teil: Nausikaa)

Szene: Felsen am Strand von Sandymount; Uhrzeit im Roman: 20 Uhr; Organ: Auge; Kunst: Malerei; Symbol: Jungfrau; Technik: Anschwellen, Abschwellen

Vorlage: Ulysses (Roman, englisch)
Übersetzung: Hans Wollschläger
Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert
Komposition: Klaus Buhlert
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger, Klaus Buhlert

Regie: Klaus Buhlert

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Corinna HarfouchErzählerin
    Anna ThalbachGerty MacDowell
    Dietmar BärLeopold Bloom
    Jacqueline MacaulayCissy Caffrey
    Manfred ZapatkaSongtexte

Kapitel 13 nannte Joyce in einer Strukturskizze "Nausikaa". Der Titel verweist auf den Gesang in der "Odyssee" des Homer, als Odysseus auf der Insel des Königs Alkinoos nach seinen Irrfahrten strandet. Des Königs Tochter Nausikaa vertreibt sich dort mit ihrem Gefolge beim Ballspiel die Zeit. Sie hat keine Angst vor dem plötzlich auftauchenden Fremden, der ihre Schönheit preist, und nimmt ihn mit in den Palast, wo er sich schließlich als lang vermisster Herrscher von Ithaka zu erkennen gibt.   Gleich Odysseus ruht sich auch Leopold Boom müde am Strand aus. Es ist 20.00 Uhr  am 16. Juni 1904 und die Dämmerung setzt ein. Bloom hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Nach der Beerdigung von Paddy Dignam, dessen Herzinfarkt der Trunksucht geschuldet ist, ging Bloom seiner Arbeit und versuchte, eine Anzeige in der Dubliner Regionalpresse unterzubringen. Bei seinen Bemühungen, Dignams hilfsbedürftiger Familie mit einem Rechtsbeistand zu unterstützen, entkam er, der liberale und umsichtige Ire mosaischer Glaubensabstammung, nur mit knapper Not einem angetrunkenen, antisemitisch und irisch-nationalistisch aufgehetzten Mob, Außerdem haben ihn die Gedanken an seine Frau nicht losgelassen. Er vermutet, dass sie am Nachmittag mit ihrem Konzertmanager Blazes Boylan Ehebruch beging. Die Nausikaa dieses Kapitels ist die schöne Gerty MacDowel. Sie träumt von der großen romantischen Liebe und hat sich ebenfalls am Strand mit ihren Freundinnen eingefunden. Zur gleichen Zeit wird eine katholische Messe in der nahegelegenen Kirche abgehalten und findet ein Feuerwerk statt.  Zwischen Bloom und Gerty wird sich in dieser  Dämmerstunde eine erotisch aufgeladene Verführungsszene abspielen.

Weitere Informationen
James Joyce, geboren am 2. Februar 1882 in Dublin, gestorben am 13. Januar 1941 in Zürich, studiert nach seiner Schulzeit an den jesuitischen Colleges Congowes Wood und Belvedere moderne Sprachen. Anschließend bricht er zu seinem ersten Parisaufenthalt auf. Nach Dublin kehrt er 1903 aufgrund der Erkrankung seiner Mutter zurück, die kurz darauf stirbt. Am 16. Juni 1904 führt Joyce seine spätere Lebensgefährtin Nora Barnacle zum ersten Mal aus (dieses Datum wird als ›Bloomsday‹ im "Ulysses" verewigt); das Paar verlässt Irland und versucht zunächst in Zürich, dann in Pula Fuß zu fassen. Andauend in Geldnot arbeitet Joyce als Englischlehrer in Triest und beendet 1906 seinen Erzählband "Dubliners", der erst 1914 veröffentlicht wird. Daraufhin beginnt er mit seiner Arbeit am "Ulysses". 1916 erscheint "A Portrait of the Artist as a Young Man". Während des Ersten Weltkriegs droht Joyce als britischem Staatsbürger in Österreich-Ungarn die Verhaftung; er geht nach Zürich, wo er über Vermittlung von Ezra Pound die englische Feministin und Verlegerin Harriet Shaw Weaver kennenlernt, die ihn zeitlebens finanziell unterstützt. 1922 beendet Joyce an seinem 40. Geburtstag die Arbeit an "Ulysses", den im gleichen Jahr Shakespeare & Company veröffentlicht. 1939 erscheint "Finnegans Wake" in London. 1940 muss Joyce aus Paris vor der anrückenden Deutschen Wehrmacht fliehen und kehrt nach Zürich zurück. Klaus Buhlert, geboren 1950, lebt seit seiner Flucht aus der DDR ab 1972 in Berlin. Nach einem Studium der Musik, Akustik und Informatik ging er an das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/ USA und erhielt danach einen Lehrauftrag der Elektronischen und der Computer-Musik an der Technischen Universität Berlin. 1983 lernte er den Regisseur George Tabori kennen und schrieb für ihn bis 1995 zahlreiche Bühnenmusiken. Daneben schuf er weitere Theater- und FIlmmusiken, u.a. für den Film "Natural Born Killers" von Oliver Stone. Seit 1992 arbeitet Buhlert zumeist in Personalunion als Autor, Bearbeiter, Komponist und Regisseur für das ARD-Hörspiel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen: u.a. Deutscher Hörbuchpreis für "Der Mann ohne Eigenschaften" nach Robert Musil; Hörspiel des Jahres für "Mosaik" nach Konrad Bayer 2004; Preis der Akademie der Künste 2001 für "Die Reise" nach Bernward Vesper. 

Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert
© SWR/Conny Fischer/Hörverlag
Rufus Beck spricht die Rolle des O'Molloy und den Erzähler (l.) und Regisseur Klaus Buhlert © SWR/Conny Fischer/Hörverlag

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestrundfunk / Deutschlandradio 2012
  • Erstsendung: 16.06.2012 | SWR2 | 87'10

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2012

Auszeichnungen

  • Deutscher Hörbuchpreis 2013 (Bestes Hörspiel)
  • hr2-Hörbuchbestenliste August 2013 (1. Platz)
  • hr2-Hörbuchbestenliste Juli 2012 (1. Platz)
  • hr2-Hörbuchbestenliste August 2012 (2. Platz)
  • Preis der deutschen Schallplattenkritik 2012 (Bestenliste 4. Quartal)
  • Hörbuch des Jahres 2012 (hr2-Hörbuchbestenliste)

Rezensionen (Auswahl)

  • Stefan Fischer: Bloomsday. In: Süddeutsche Zeitung 07.01.2012. S. 19.
  • Gaby Hartel: Ein liebenswertes Buch. In: epd Medien 22.06.2012. S. 3.
  • N.N.: Mein Tag mit Mr. Bloom. In: Stuttgarter Zeitung 18.06.2012.
  • Stefan Fischer: Große Fragen. 22 Stunden »Ulysses«: ein wahnwitziger Radiotag beim SWR. In: Süddeutsche Zeitung 15.06.2012. S. 17.
  • Alexander Cammann: Die verführerischsten Sätze. In: Die Zeit 14.06.2012. S. 53.
  • Jan Scheper: »Das Hörspiel konzentriert sich auf das schönste Organ«. In: die tageszeitung 14.06.2012. S. 15.
  • Ricarda Bethke: »Ulysses« im Radio: Eine Dauersendung der besonderen Art. In: Freitag 14.06.2012. S. 1.
  • Jochen Schmidt: Jedes Leben ist ein Epos. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 10.06.2012. S. 31.
  • Eva-Maria Lenz: Der unvergessliche Tag. In: Funkkorrespondenz 08.06.2012. S. 24.
  • Christian Brückner: Bloomsday auf allen Kanälen. In: epd Medien 07.06.2012.
  • Stefan Fischer: Parallelwelten. In: Süddeutsche Zeitung 13.04.2012. S. 15.
  • Elmar Krekeler: Große polyphone Sprachoper. In: Funk-Korrespondenz. 08.03.2013. S. 3.

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