Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Otto Alfred Palitzsch
Etagenhaus
Regie: Franz Joseph Engel
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Frank Redakteur Hans Schalla Tänzer, Schriftsteller Rudolf Schlessen Herr X Ruth Gregor Mutter Schmidt Ingeborg Fuhrmann Tochter Schmidt Else Albert Anni Friedrich Reinicke Krause Marianne Rub Frau Krause Helga Frach Hannchen Hans Eckart Reinicke Adolf Kitty Seiffert Minna, Dienstmädchen Alfons Fink Nebelmann Friedl Lerda Frau Nebelmann Herbert Brunar Dr. Johannsen Robert Marlitz Morrison, Komponist Willy Koch Rentier Matz Mascha Graben Frau Matz Rut Rosen Witwe Siebke Irene Kutscher Dienstmädchen Käthe Lindenberg Haushälterin
"Das Etagenhaus" ist ein Hörspiel, eine Arbeit also, die — für den Rundfunk geschrieben — seinen Bedingungen und Möglichkeiten gerecht zu werden sucht. Noch haftet diesem, wie den meisten in den letzten Jahren erschienenen Hörspielen, etwas Improvisiertes, man könnte sagen: Feuilletonisches an; noch traut man scheinbar dieser neuen Form die Tragfähigkeit nicht zu, die Voraussetzung großer, mitreißender — tragischer wie komischer — Schicksalsgestaltung ist. Die beruhigende und ermutigende Sicherheit der theatralischen Überlieferung fehlt, man wagt Wesentliches dieser vorläufug nur erahnten Form nicht anzuvertrauen. Aber schon die ersten, spielenden Ansätze verlangen unsere volle Aufmerksamkeit. Der bescheidene, ein wenig träumerische Schriftsteller Tänzer wird von der Redaktion einer großen Tageszeitung als Mitarbeiter abgelehnt, weil er nach der — nicht irrigen — Ansicht des Redakteurs seine versonnenen Schilderungen ("Abend an der Elbe" und dergleichen mehr) dem Geschmack des Zeitungslesers von heute nicht entsprechen. Man lehnt die Reflexion ab, verlangt Tatsachen; statt lyrischer Erlebnisschilderungen den sachlichen Bericht, der die großen und verwickelten Zusammenhänge erkennen lasse. Tänzer entschließt sich rasch; durchforscht als "stellungsloser Kaufmann" ein Etagenhaus: blickt in fremde Stuben, fremde Schicksale, wird in fremdes Leid hineingerissen. Ein Zug seltsamer, kummervoller und verkümmerter, ringender und verzichtender Menschen wandelt an uns, den Hörern, vorüber. Überall Leid, einzig mögliches Glück: seine Überwindung. Vor dieser Vielfalt menschlichen Leides verstummt das kleine persönliche Ungemach Tänzers; geduldig und beinahe ein wenig lächelnd schließt er sich dem Zuge an.
(Dr. F.J.E.: Die Schlesische Funkstunde. Heft 22. 31. Mai 1929. S. 13)
Produktions- und Sendedaten
- Schlesische Funkstunde AG (Breslau) 1929
- Erstsendung: 06.06.1929 | 20:00 Uhr
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block (Hörspiele); Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift)
Rezensionen (Auswahl)
- Acustos.: Kritik der Woche: Ostdeutsche illustrierte Funkwoche. 6. Jahrgang. 14.06.1929. Heft 23. S. 4.
- Sti. (Felix Stiemer): Kritik - Dreimal Etagenhaus: Der Deutsche Rundfunk. 7. Jahrgang. 21.06.1929. Heft 25. S. 821.