Originalhörspiel, Ars acustica
Autor/Autorin:
Andreas Hagelüken
Neue Radiokunst international (27. Folge: Shanghai hören)
Shanghai hören
Mit Kompositionen von Yin Yi, Laurent Lettrée, Nathalie Delpech, Junkyy, Chen Chen Qiangbin und zahlreichen Interviews
Vorlage: Black Musik Box, Face, 3min, Ju Lou, Jam Logo, Il Comunismo Doveva Morire, Si
Komposition: Andreas Hagelüken
Redaktion: Frank Halbig
Realisation: Andreas Hagelüken
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Andreas Hagelüken
Triebfeder der akustischen Kunst und Radiokunst ist – im weitesten Sinne – ein ästhetisierendes Hören des Alltags mit seinen Geräuschen und tönenden Manifestationen bewegter Objekte. Als historische Heimat dieses spezifischen Hörens gelten Europa und Nordamerika. Doch welches Interesse kann eine Gesellschaft haben, deren städtische Lebensräume noch viel mehr als die der abendländischen von Lärm beherrscht werden. Kann sich an Orten, in denen gegen den Lärm der Vehikel und Hupen regelrecht angeschrienen werden muss, ein Sinn für den Klang und die Struktur alltäglicher Geräusche entwickeln, gar ein Bedürfnis diesen Klängen jenseits des Alltags in neuen Zusammenhängen wieder zu begegnen? Werden die Bürger von sogenannten Megastätten ihren Hör-Sinn nicht notwendigerweise auf ein Weghören und Überhören ausrichten und allein im Sinne zweckdienlicher Wahrnehmung gebrauchen – beispielsweise als Überlebensstrategie um nicht überfahren zu werden?
Shanghai hören wagt um diese Fragen herum einen Hörausflug in die südchinesische Hafenstadt Shanghai, wo das Hupen noch der universellen Kommunikation dient und Lärm wie die Selbstvergewisserung des Lebens an sich erscheint.
Im Herbst 2010 forschte ich auf Anregung und mit Hilfe des Goethe-Institutes sowie der HfG in Karlsruhe nach Komponisten der elektro-akustischen Musik und Soundartisten in Shanghai. Mein besonderes Interesse galt den nicht-akademischen, subkulturellen Aktivitäten in der 14 Millionen Menschen beherbergenden Stadt, in der sich schnell die eingangs formulierten Fragen aufwarfen. Dennoch stieß ich bei meiner Recherche auf eine kleine Kunstszene, die hinter der alltäglichen Zeichenhaftigkeit der Elemente des Lärms Stimmen, Rhythmen, Klangfarben und tonale Verläufe ausmachen, aufheben und neu gestalten. Oder aber, wie im Falle des Enfant Terrible der akustischen Kunst, den Lärm potenzieren und als „Noise Music“ überzeichnen.
Mit Hörbeispielen, Gesprächen und Originalaufnahmen aus Shanghai widmen sich diese gut 50-minütige Hörreise der akustischen Kunst und der alltäglichen Klangsphäre Shanghais gleichermaßen. (Bitte Kopfhörer aufsetzen!!!)
Weitere Informationen
Andreas Hagelüken, geboren 1963 in Homberg, lebt als Funkautor in Freiburg. Er schreib und produziert Künstlerportraits, Features und zahlreiche Sendungen zur akustischen Medienkunst. Seit 2008 Lehraufträge für experimentelle Klanggestaltung und Radiokunst.
Mit Unterstützung des Goethe-Institutes Shanghai und der HfG-Karlsruhe

Produktions- und Sendedaten
- randfunk / Südwestrundfunk 2011
- Erstsendung: 05.04.2011 | SWR2 | 56'04