Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Andrej Platonow, Lothar Trolle
Dshan
Nach Motiven des Romans von Andrej Platonow
Vorlage: Dshan (Roman, russisch), Dshan (Theaterstück)
Übersetzung: Alfred Frank
Bearbeitung (Wort): Walter Adler
Komposition: Pierre Oser
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Technische Realisierung: Daniel Senger, Sonja Röder
Regieassistenz: Christof Schwab
Regie: Walter Adler
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans-Michael Rehberg Erzähler Florian Lukas Nasar Matthias Habich Sufjan Gloria Oliveira Aidym Angela Winkler Mutter Brigitte Hobmeier Vera Robert Dölle Nur Mohammed Hanna Plaß Xenia Wolfgang Michael Durdy Corinna Kirchhoff Alte Frau Michael Altmann Molla Tscherkesow Andreas Szerda Gehilfe/Reiter Jordy-Leon Sun Nasar als Kind Horst Hildebrand Nachbar
Um den sowjetischen Schriftsteller Platonow (1899–1951) ist es in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren sehr still geworden. Als »glühendsten Anhänger einer revolutionären Eschatologie und zugleich traurigsten Entlarver des Staatssozialismus Stalinscher Prägung,
Schriftsteller des Mitgefühls und der luziden Resignation, melancholischer Zukunftsutopien und düster-grotesker Gegenwarttableaus« würdigte ihn Ilma Rakusa 1990 in der »ZEIT«. Platonow, dessen prägendes Grunderlebnis
die große Dürre und anschließende Hungerkatastrophe des Jahres 1921 war, arbeitete von 1922 bis 1926 als Leitender Meliorator und setzte sich mit den Ursachen der Wüstenbildung auseinander. Wüsten waren für ihn das
Ergebnis einer verheerenden Wirtschaft, die ihre eigenen Lebensgrundlagen vernichtete, insbesondere durch die Zerstörung des Wasserkreislaufs. Ziel des Kommunismus müsse es sein, dem Raubbau des Menschen an der
Natur ein Ende zu setzen. Lothar Trolle hat sich Andrej Platonows 1935 entstandene Novelle »Dshan« anverwandelt und sie überschrieben.
In seinem Hörspiel verschmelzen Hölle und Paradies, archaischer Mythos und minutiöse Dokumentation, Utopie und Leid, Seele und Blindheit, Leben und Sterben zu einem sprachgewaltigen Erzählstrom. Im
Zentrum steht der junge Ingenieur Nasar Tschagatajew, der den Auftrag übernommen hat, ein kleines nomadisierendes Wüstenvolk zu retten, das sich »Dshan« – »Seele« – nennt und dem er selbst entstammt. Er soll es
aus der Sarykamysch-Senke in der Ustjurt-Steppe heim in den Schoß der Sowjetmacht führen. Die Rückführung der Waisen, Heimatlosen und Ausgestoßenen gelingt nicht, dafür aber ihre Verlebendigung aus dem ›Zustand des Todes‹.
Weitere Informationen
Lothar Trolle, geboren 1944 in Brücken im Harz, lebt
seit 1965 in Berlin. Er absolvierte nach seinem Abitur 1963 eine Ausbildung
zum Handelskaufmann und arbeitete anschließend als Transportarbeiter
und als Bühnentechniker am Deutschen Theater Berlin. Von 1966 bis
1970 studierte er Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1970 lebt er als freischaffender Autor und Übersetzer. Trolle schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Prosa und Lyrik und arbeitet als Übersetzer.
Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2015
- Erstsendung: 20.09.2015 | SWR2 | 76'52
Auszeichnungen
- Hörspiel des Monats September 2015
- Hörspiel des Jahres 2015
- Nominiert für den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2016
Rezensionen (Auswahl)
- Christian Deutschmann: Großes und Schweres. In: epd medien vom 25.9.2015, S. 29.
- SWR-Produktion "Dshan" ist Hörspiel des Monats. In: Medienkorrespondenz vom 16.10.2015, S. 36.