Originalhörspiel
Autor/Autorin:
A. L. Kennedy
Subterranean Homesick Blues
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Ingo Herzke
Regie: Iris Drögekamp
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Irene Kugler Maggie Rüdiger Vogler John Matthias Breitenbach Zugbegleiter
Maggie und John hatten vor 20 Jahren eine leidenschaftliche
Affäre miteinander, die nicht hielt, was sie
versprach. Nun, in ihren späten Sechzigern, gibt ein
gnädiges Schicksal – oder ein zwielichtiger Zufall – den
beiden die Gelegenheit, wieder dort anzufangen, wo sie
aufgehört haben. Schaffen sie es, das Beste ineinander
zu erkennen und am Ende doch noch zu einer glücklichen
Beziehung zu finden? Oder lassen sie sich von den
alten Wunden und dem Bewusstsein um ihre alternden
Körper abschrecken? Haben die Alten im 21. Jahrhundert
überhaupt noch die Zeit und die Kraft für eine
Beziehung? Und welchen Mut würde es brauchen, sie
einzugehen?
»Die Gegenwart kann ein Gegenmittel sein für unsere
mehr oder weniger trügerischen Vorstellungen von der
Vergangenheit und der Zukunft. Die alten Ägypter, die
ich als Kind so mochte, malten die Sonnenscheibe mit je
einem Löwen davor und dahinter, der sie bewachte. Da
ist es – die auf- und untergehende Sonne, der Tag, das
Jetzt – gehalten zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Für mich deute ich es so, dass vermutlich sogar sagenumwobene
Löwen eine Abneigung gegen Störungen
haben, und dass sich mein Denken, abgesehen von
notwendiger Planung, an die Gegenwart halten sollte.
Das Problem dabei ist: Solange meine Aufmerksamkeit
nicht auf eine unmittelbare Bedrohung gerichtet ist, entgleiten
mir meine Gedanken, ins Davor und Dahinter.
Meistens ist das Beste, was ich tun kann, zu beobachten,
welche Geschichten ich mir selbst über meine Vergangenheit
und Zukunft erzähle. Weil diese Geschichten
mich und meine Gegenwart verändern – sie sind wie
Zaubersprüche. Behaupte ich, dass heute alles schlechter
ist als zu meiner Zeit? Die Menschen tun das seit mindestens
3.000 Jahren. Mache ich ein großes Trara um mich
– und um meine Ängste? Oder handle und arbeite ich
so, als würde ich, über bloßes Träumen hinaus, etwas
Schönes erschaffen? Ich glaube, nur letzteres ermöglicht
einen Weg hin zu Frieden.«
Weitere Informationen
A. L. Kennedy, geboren 1965 in Dundee/Schottland, lebt
als Autorin, Filmemacherin und Stand-up-Comedian in Glasgow. Sie wurde u. a. mit
dem Somerset Maugham Award ausgezeichnet und erhielt fünfmal den Scottish
Arts Council Book Award. Zahlreiche Hörspiele. Zuletzt erschien auf Deutsch
der Erzählungsband »Der letzte Schrei« (2015).
Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2016
- Erstsendung: 25.09.2016 | SWR2 | 18:20 Uhr | 96'59