Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Matija Bećković, Dušan Radović
Che - Eine Tragödie, die andauert
Erste Version
Vorlage: Če, tragedija koja traje (Poem, serbokroatisch)
Übersetzung: Peter Urban
Technische Realisierung: Walter Jost, Ingeborg Dessoff
Regieassistenz: Dieter Carls
Regie: Hans Neuenfels
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Elisabeth Trissenaar Ulrich Haß Gottfried John Peter Roggisch Ulrich Wildgruber
Das Sprechstück ist ein Recital, das ein Sprachspiel
geistreich pervertierter Parolen und Fortschrittsmaximen
vereinigt. Unorthodox und aggressiv reflektierem die Autoren
weniger die Erscheinung des Revolutionärs Ernesto "Che"
Guevara, als vielmehr die kontroversen Reaktionen auf seinen
Tod, wie sie in den Gedanken und Aktionen von Beteiligten,
Betroffenen und Unbetroffenen kursieren.
Weitere Informationen
Matija Beckovic, 1939 in Montenegro geboren, lebt in Belgrad. Lebt vom
Schreiben. Drei Gedichtbände: "Metak lutalica" (Querschläger) 1963:
"Tako je govorio Matija" (Also sprach Matija) 1965. - Fernsehspiel:
"Voz koji je nosi naocare" (Der Zug, der Brille trug) 1966. Beckovic
hat jahrelang in der satirischen Wochenzeitung "Jez" (Der Igel) eine
geistreiche Interviewreihe geführt (unter dem Titel "Der Künstlerklub
morgens"), danach, ab 1967 in der Wochen-Illustrierten "Svet" (Die
Welt) unter dem Pseudonym "Dr. Janez Pacuka" brillant-aggressive
Kommentare und Pamphlete veröffentlicht, die zur Zeit in
überarbeiteter Form im "Jez" erscheinen. Wegen eines Artikels über Che
Guevara war es zum Zerwürfnis mit "Svet" gekommen. Als schlagfertiger
TV-Autor war Beckovic sehr beliebt, bis er auch dort die Mitarbeit
aufkündigte. Matija Beckovic gehört zu jener Generation von Lyrikern,
die man in Belgrad oft "Estradendichter" à la Majakovskij genannt hat,
oder auch serbische Beatniks.
Den Traditionalismus in Literatur und Kritik Jugoslawiens hat man
historisch als Reaktion auf eine gewisse apologetische Agitationslyrik
zu verstehen, wie sie nach Kriegsende auch in südslavischen Breiten
eine Zeit lang gefördert wurden. Die Jugend, die sich Anfang der 50er
Jahre davon emanzipierte und die den heute herrschenden
Literaturbegriff bestimmt, kehrte zurück zu den Klassikern der
modernen Lyrik und orientierte sich an den Franzosen von Baudelaire
bis Lautréamont, an T. S. Eliot und Ezra Pound, andere entdeckten
Rilke, George und Hölderin, kultivierten Metapher und strenge Formen,
verhalfen zum Beispiel dem Sonett zu neuer Blüte und waren sich in
ihrer Ablehnung beispielsweise Majakovskijs einig.
Auch die ersten lyrischen Versuche Matija Beckovics verliefen in
dieser Richtung, bis er sich Anfang der 60er Jahre mehr und mehr
diesen Einflüssen entzog und sich radikal lossagte vom Hermetismus und
neosymbolistischen Metaphernreichtum seiner älteren Kollegen.
Programmatisch erscheint das Gedicht "Sensation" aus dem Jahr 1963.
Ähnlich Dusan Radovic, der beim Fernsehen die sehr populäre Sendereihe
"Slovo na slovo" (Wort auf Wort) redigiert hatte. Radovic lebt
ebenfalls in Belgrad, ist fast doppelt so alt wie Beckovic. Seine
bisher einzige Buchveröffentlichung: "Pricam ci pricu" (Ich erzähl dir was), Belgrad 1963.

Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk / Bayerischer Rundfunk / Westdeutscher Rundfunk 1969
- Erstsendung: 05.11.1969 | 52'55