Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Franz Kafka
Das Schloss (6. Teil)
Vorlage: Das Schloss (Roman)
Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert
Komposition: Klaus Buhlert
Technische Realisierung: Marcus Huber, Andreas Meinetsberger, Adele Kurdziel
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Klaus Buhlert
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Michael Rotschopf Erzähler Devid Striesow K. Werner Wölbern Beobachter vom Schloss Jens Harzer Artur / Jeremias Gerti Drassl Frieda Deleila Piasko Frauenstimme Götz Schulte Lehrer Benedict Lückenhaus Hans Brunswick
Drei Gassen, zwei Gasthöfe und ein Schloss. Alles auf engstem dörflichen Raum: Draußen ist Winter. Der rätselhafte Neuankömmling K. betritt diese kleine, kalte Welt des Grafen Westwest mit ihren
eigenen und eingefahrenen Gesetzen. Den Makel eines ewig Überzähligen, des
Außenseiters, wird er, ‚Landvermesser’ K., hier nie verlieren. Ob der Gast im
Dorfgasthaus ein heimatloser Querulant ist oder wirklich als Landvermesser
kommt, das wird in der fragmentarischen Versuchsanordnung "Das Schloss",
die Franz Kafka 1922 schrieb und die 1926 posthum von seinem Freund Max
Brod veröffentlicht wurde, nie eindeutig geklärt. Erstarrung und Bürokratie, Willkür,
Argwohn und Fremdenhass verbergen sich hinter den winterlichen Masken
dörflicher Stumpfheit. Hier ist offenbar das moralisch reinigende Mandat des
wehrhaften Außenseiters gefragt. Kafka lässt seinen Helden K. erst einmal
hungrig, müde und allein eintreffen, in der ungastlichen Wirtsstube des 'Brückenhofes'.
Doch An- und Weiterkommen, das schwant auch dem Kafka-unkundigen
Zuhörer, werden schnell zum heiklen Unterfangen. Der Zutritt zum mysteriösen
Schloss bleibt K. beharrlich verwehrt. Ohne Status und Legitimation
wird er zusehends zum Irrgänger – ähnlich den Ortsansässigen, die teilnahmslos
durch die "hiesige Ordnung der Dinge" treiben, ohne dass "Ordnung" oder
"Dinge" je durchschaubar wären. Nur in den Anfangskapiteln des Romanfragments
wird überhaupt eine Handlung entwickelt. Alle weiterführenden Kapitel
dagegen sind durch lange in sich kreisende Gespräche geprägt. Der kausale Ablauf verliert sich zunehmend. Ob der bürokratische Apparat des Schlosses K. will oder nicht, ob die Bauern ihm trauen,
die Schankmädchen ihn lieben, das bleibt ungewiss; der 'Roman' bleibt
Fragment.
Die Chiffren der Entfremdung, die Kafkas "Das Schloss" bietet, überträgt die 12-teilige Hörspielproduktion von Klaus Buhlert in eine dunkel ironische Inszenierung von Sprache und Klang.
Weitere Informationen
Franz Kafka, geboren 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag, besuchte das humanistische
"Staatsgymnasiums mit deutscher Unterrichtssprache
in Prag-Altstadt". Ab 1901 begann er ein Jurastudium an der "Deutschen Universität
Prag", daneben besuchte er kunstgeschichtliche und germanistische Vorlesungen. Ab 1905
schloss er Freundschaft mit Max Brod. 1906 erfolgte seine Promotion. Ab 1908 war er Beamter der Arbeiter-Unfalls-Versicherungs-Anstalt in Prag. 1912 schrieb er die erste und
zweite Fassung von "Der Verschollene", "Das Urteil", "Die Verwandlung". 1914 verlobte er sich
mit Felice Bauer, die Verlobung wurde sechs Wochen später
wieder aufgelöst. 1914 verfasste er auch "Der Process" und "In der Strafkolonie". 1917 erfolgten erneute Verlobung und Entlobung mit Felice Bauer und Kafka erkrankte an Tuberkulose. 1919 schrieb er "Brief an den Vater", 1922 begann er die Niederschrift von "Das Schloß", "Ein Hungerkünstler"; es erfolgte die frühzeitige Pensionierung. 1924 stirbt Kafka in Kierling bei Klosterneuburg.

Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2016
- Erstsendung: 19.02.2017 | Bayern 2 | 53'27
Veröffentlichungen
- CD-Edition: Der Hörverlag 2017
Auszeichnungen
- hr2-Hörbuchbestenliste April 2017 (2. Platz)
Rezensionen (Auswahl)
- Christian Deutschmann: Zum Leben erweckt. In: epd medien, Nr. 4 vom 27.1.2017, S. 38.
- Stefan Fischer: Ein Traum von einem Dorf. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 9 vom 12.1.2017, S. 43.
- Wolfgang Schneider: Sehnsüchte lodern unterm Eis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.3.2017, Literaturbeilage.
- Alexander Cammann: Düster, irrsinnig und absurd: Klaus Buhlert verwandelt Kafkas "Schloss" in ein grandios inszeniertes Hörspiel. In: Die Zeit. 16.3.2017, S. 35 (CD-Edition).