Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Elfriede Jelinek
Das Licht im Kasten
Vorlage: Das Licht im Kasten (Theaterstück)
Komposition: Stephanie Müller
Musik: Stephanie Müller, Ruslan Boyarin, Klaus Dietl
Regie: Karl Bruckmaier
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Christine Urspruch
Von barocker Vanitas bis zum Cover der Vogue, von Platons Höhlengleichnis bis zum Bild Gisele Bündchens im H&M-Bikini in den Leuchtkästen der U-Bahn, von Armsein bis Armani: In ihrem jüngsten Text beschäftigt sich Elfriede Jelinek mit dem Phänomen Mode. Die stumme Schrift der Kleidung, die den Mensch umschreibt, „als wagte sie sich nicht an seinen lavaheißen Kern“, verwandelt Jelinek in einen furiosen Rausch des Sprechens, der nahtlos von teurer Haute Couture zu billiger Massenware wechselt, für die Arbeiter und Arbeiterinnen in Sweatshops einen grauenhaften Preis bezahlen. Sie kombiniert Orgien mit Opfern, Outlet-Stores mit Online-Shopping, Entwürfe von Weiblichkeit mit Männerphantasien, sie zeigt die Schnittstellen von Ökologie und Ökonomie, verknüpft antike Mythen, Kants Kritik der reinen Vernunft und Heideggers Begriff von Sein und Zeit mit modernem Körperkult, Selfie-Manie und der Sehnsucht nach dem perfekten Leben, dessen Uhr jedoch beständig tickt. Ewig kehrt das Gleiche wieder, nur seine Form verändert sich, und im scheinbar Trivialen stellt Das Licht im Kasten die grundlegende Frage nach dem Wesen unserer nackten Existenz.
Weitere Informationen
Elfriede Jelinek, geboren am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag, ist eine österreichische Schriftstellerin, die in Wien und München lebt. Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielt sie im Jahr 2004 den Literaturnobelpreis.
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2017
- Erstsendung: 01.09.2017 | Bayern 2 | 21:05 Uhr | 76'34
Rezensionen (Auswahl)
- Stefan Fischer: Trotzdem nackt. In: Süddeutsche Zeitung vom 1.9.2017, S. 31.