Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Tomer Gardi
Broken German
Vorlage: Broken German (Roman)
Bearbeitung (Wort): Noam Brusilovsky
Dramaturgie: Andrea Oetzmann
Technische Realisierung: Daniel Senger, Matthias Fischenich, Sonja Röder
Regieassistenz: Lukas Fuetterer
Regie: Noam Brusilovsky
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Dor Aloni Abschalom/Radili Aviva Joel Mutter Tomer Gardi Tomer Gardi Meik van Severen Linker Künstler Noam Brusilovsky Eden Horst Hildebrand Antisemitischer Mann / Mann in der Akademie / Literaturkritiker Florian Hein Fußballfan 1 Jaime Krsto Ferkic Fußballfan 2 Daniel Mühe Fußballfan 3 Johanna Oetzmann Schülerin Britta Geister Frau in der U-Bahn Antje Keil Lautsprecher im Museum Sofia Flesch Baldin Lautsprecher im Museum
Ein Spiel mit Identitäten, Chronologie, Perspektiven. Mal
erzählt Radili, mal Abschalom, mal dessen Mutter. Die
Protagonisten sind sowohl aus dem Studio als auch vom
Band zu hören, immer wieder wird das Erzählen gebrochen
und über das Erzählen selbst erzählt. Ein Autor wird
über das Verfassen seines Romans und dessen Vermarktung
interviewt und wir folgen der Diskussion um »Broken
German« beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb.
Fiktion und Realität verschwimmen und lassen sich nicht
mehr trennen.
Ein israelischer Mann erzählt in gebrochenem Deutsch.
Er erzählt, babylonisch-lebendig, von Radili Anuan, der
sich in Berlin nach Anpöbelungen durch Skins ein Messer
gekauft –, es dann aber vergraben hat. Als Erwachsener
in die Stadt zurückgekehrt, landet er in einer linken WG,
die einen Dokumentarfilm aus der Suche nach dem vergrabenen
Messer machen will.
Er erzählt von einer Reise nach Berlin mit seiner Mutter.
Statt ihrer eigenen nehmen sie zwei fremde Koffer
vom Flughafen mit, die sich als Koffer eines Arabers
und einer aus Eritrea geflüchteten Frau herausstellen.
Die Verwirrung der Identitäten geht weiter, der Mann
trägt fortan die Kleider der Frau (die er später treffen
wird), seine Mutter die des Mannes. Er bespricht
mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen
besetztes Dorf in Rumänien, hält eine Rede zur
Neueröffnung des Kafka-Instituts (vormals Goethe-
Institut) und wird vom aufgeschreckten Bildungsbürgertum
in die Flucht geschlagen. Er erklärt, warum
die Darstellung des Mose auf einem Übersetzungsfehler
beruht, lässt sich zu Recherchezwecken als »Arbeitsmigrant in der Prosa eine fremde Sprache«
nachts im Jüdischen Museum einschließen und entdeckt
dort in der Besenkammer eine Leiche.
"Also keine Angst. Ich nehme keiner Deutsche Literat seine
Arbeit weg. Und deshalb musste ich das Jüdische Museum
Besenkammer Tür aufmachen. Für die schwarze Arbeit. Ins
deutsche Sprache. Und weil so sind wir Schriftsteller. Wir
machen geschlossene Besenkammer Türe auf."
Weitere Informationen
Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa,
studierte Literatur und Erziehungswissenschaft
in Tel Aviv und Berlin, war Herausgeber
der Zeitschrift »Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba«, ein Projekt der
israelisch-jüdischen Initiative Zochrot,
die sich mit der Erinnerung an die Vertreibung
der Palästinenser befasst. Sein literarischer Essay »Stein, Papier« erschien 2011 auf Hebräisch
und 2013 in deutscher Übersetzung. Im Frühjahr 2016 machte
er von sich reden, als er beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb
in Klagenfurt einen Ausschnitt aus »Broken German« las – und
die Jury diskutierte, ob ein Text, der in unkorrektem Deutsch verfasst
ist, überhaupt zulässig sei.

Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2017
- Erstsendung: 27.08.2017 | SWR2 | 59'02
Auszeichnungen
- Nominiert für den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2017
- Deutscher Hörspielpreis der ARD 2017
Rezensionen (Auswahl)
- Christian Hörburger: Pidgin-Slang mit Schreibfehlern. In: Medienkorrespondenz, Nr. 18 vom 8.9.2017, S. 44.