Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Thilo Reffert
Karl Marx statt Chemnitz
Redaktion: Thomas Fritz
Dramaturgie: Thomas Fritz
Technische Realisierung: Holger König, Hans Peter Ruhnert
Regieassistenz: Matthias Seymer, Nicole Standtke
Regie: Stefan Kanis
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ulrike Krumbiegel Rita Jörg Schüttauf Hauke Thorsten Merten Demba Carina Wiese Marion Tilla Kratochwil Karen Kirsten Block Anja Hilmar Eichhorn Norman Michael Pempelforth Beat Andreas Keller Fußballfan Brian Völkner Aktivist 1 Henning Peker Aktivist 2 Barbara Trommer Bürgermeisterin Ellen Schweda Übersetzerin Sergej Glamosda Detlef Rentsch Thilo Reffert
Ludwigshafen, Kristiansand und Karlovy Vary sind es, die Mozartkugel und
die Schillerlocke sind es auch. Auch Washington, D.C. und sogar die Kantstraße
in Limbach-Oberfrohna sind nach historischen Persönlichkeiten
benannt, nach Herrschern, Künstlern und Denkern. Wobei der Bezug zwischen
Namensträger und Namensgeber durchaus lose sein kann - so lose
wie 1953, als die Regierenden der DDR beschlossen, Chemnitz den Namen
eines Philosophen aus Trier zu verpassen, dessen Wirkstätten Köln, Paris
und London gewesen waren. Die Arbeiterklasse hatte sich geehrt zu fühlen;
die Chemnitzer waren empört. Satte zwei Drittel von ihnen votierten in
einer Bürgerbefragung 1990 für die Rückbenennung in Chemnitz. Karl-
Marx-Stadt war Geschichte, zum Vergessen freigegeben wie Marx und
seine Ideen. Doch mit dem neuen Jahrtausend erfuhr der Radikalökonom
eine Renaissance, die zu seinem 200. Geburtstag 2018 auf einen weltweiten
Höhepunkt zusteuert. Soll man die damit verbundenen Werbe- und
Synergieeffekte wirklich verpuffen lassen? Ist es vernünftig, von Marx’
Namen nicht zu profitieren? In Zeiten, da Aufmerksamkeit die neue Währung
ist, härter als Dollar und Bitcoin. Sollen die politischen Aufgeregtheiten
der Wende- und Nachwendezeit wirklich noch heute, im 21. Jahrhundert,
den wirtschaftlichen Aufschwung einer Stadt sabotieren, die im
Aufmerksamkeitsdefizit zwischen Leipzig und Dresden darbt? Kann man
ruhigen Gewissens zusehen, wie chinesisches Kapital nach Trier strömt,
womöglich noch nach Маркс und Энгельс an den Ufern der Wolga! Es ist,
nüchtern und ökonomisch betrachtet, Zeit für neue Wege in Stadtmarketing
und Wirtschaftsförderung. Auf dass es am Zusammenfluss von
Zwönitz und Würschnitz bald heißt: Jawohl, dieser Philosoph hat unsere
Welt nicht nur interpretiert, er hat sie verändert.
Weitere Informationen
Thilo Reffert, geboren 1970 in Magdeburg,
lebt bei Berlin. Nach mehreren Theaterstükken
mit „Hellas Sonntag“ (MDR 2002) fürs
Hörspiel entdeckt. Weitere Hörspiele u.a.:
„Zett“ (WDR 2004), „Queen Mary III“ (MDR
2007), „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“
(WDR 2008), „Nina und Paul“ (DLR Kultur
2011) und „Die Entdeckung Spielofaniens“
(SWR/ WDR 2015). Außerdem schreibt er für
den MDR seit „Schlusslicht“ (MDR 2009) die
„ARD Radio Tatorte“, zuletzt „Nein heißt nein“
(2017). Für „Die Sicherheit einer
geschlossenen Fahrgastzelle“ (MDR 2009)
wurde er mit dem „Hörspielpreis der
Kriegsblinden“, dem „Deutschen Hörspielpreis
der ARD 2010“ und dem „ARD Online
Award“ ausgezeichnet

Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2018
- Erstsendung: 30.04.2018 | MDR KULTUR | 54'58
Auszeichnungen
- Hörspiel des Monats April 2018
Rezensionen (Auswahl)
- N. N.: Hörspiel des Monats April. In: Medienkorrespondenz vom 4.5.2018, S. 46.
- Renate Stinn: Schöner Seiltanz. In: epd medien, Nr. 19 vom 11.05.2018, S. 41.