Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Björn SC Deigner
In Stanniolpapier
Vorlage: In Stanniolpapier (Theaterstück)
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Martin Vögele, Thomas Rau
Regieassistenz: Diana Müller
Regie: Luise Voigt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Josefin Platt Marie, Marie, Vater, Mutter, Funker, Oberarzt, Arzt, Kollegin
"ich hab keine angst. von kindheit an nicht gehabt. hat
der kinderarzt schon gewusst: ihr kind, das springt nochmal
vom hochaus und schüttelt sich danach nur kurz.
vier stunden schlaf, das hat mir gereicht. danach ins büro
und acht stunden ackern. nach der arbeit ein nickerchen
und dann auf die schicht bis drei uhr. so schnell hat mich
nichts kleingekriegt. ich war immer hart im nehmen.
in meinem leben hab ich viel im dunklen rumgefischt.
ich bin durch alles gegangen in meinem leben. nur eben
ohne angst." (aus: In Stanniolpapier)
"Die Welt is'n komischer Ort, vollgestopft mit Leuten",
sagt Maria immer wieder. Doch in dieser Welt bleibt
Maria mit ihrer Seele und Sehnsucht allein, und die
Leute, auf die sie trifft, die sich an ihr vergreifen und
sie benutzen, bleiben Fremde, Feinde. Trotz einer ganz
unmittelbaren Nähe, in der aber Liebe in Geld gewechselt
und Berührung mit Schmerzen bezahlt wird. Maria
ist Prostituierte; aus einem geschundenen Kind wurde
eine verschacherte Frau. Erzählt wird diese dokumentarische,
recherchierte Geschichte ohne Larmoyanz,
Milieu-Kitsch und Rotlicht-Romantik. Die Sprache ist
poetisch, hart, unmoralisch. Denn eine Erlösung findet
hier nicht statt, zumindest nicht im richtigen Leben.
Selbst wenn Maria zurückblickt, hatten ihre Träume
Risse und brachen ab kurz vor dem vermeintlich glücklichen
Ende. Maria ist jedoch eine Frauenfigur, die allen
Widrigkeiten zum Trotz ihren pragmatischen Optimismus
nicht verliert. Egal, was passiert und wie schrecklich
es auch sein mag, Maria bejaht das Leben.
"In Stanniolpapier" wurde zu den Autorentheatertagen
2018 am Deutschen Theater Berlin eingeladen, das Stück
in der Regie von Sebastian Hartmann aufgeführt, aber
nicht in der originalen Textfassung, die nun dem Hörspiel
zugrunde liegt.
Weitere Informationen
Björn SC Deigner, geboren 1983 in Heidelberg, studierte
Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen,
u. a. bei Heiner Goebbels. Deigner ist
Autor für Theater und Hörspiel (zuletzt
"Zusammen Zittern", SWR 2015) sowie
Sounddesigner und Komponist an verschiedenen
deutschen Stadttheatern (u. a.
Deutsches Theater Berlin und Thalia Theater
Hamburg). Er lebt und arbeitet in Berlin.


Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2019
- Erstsendung: 18.08.2019 | SWR2 | 50'37
Auszeichnungen
- Hörspiel des Monats August 2019
Rezensionen (Auswahl)
- Alexander Matzkeit: Sie hat keine Angst. In: epd medien. Nr. 34. 23.08.2019. S. 31.
- Christian Hörburger: Lakonische Abbreviaturen. In: Medienkorrespondenz. Nr. 18. 30.08.2019. S. 31.
- N. N.: "In Stanniolpapier" ist Hörspiel des Monats August. In: epd medien. Nr. 37. 13.09.2019. S. 16.
- N. N.: "In Stanniolpapier" – Hörspiel des Monats. In: Medienkorrespondenz. Nr. 19. 13.09.2019. S. 35.