Hörspielbearbeitung, Kriminalhörspiel
Autor/Autorin:
Friedrich Ani
Der namenlose Tag (1. Teil)
Vorlage: Der namenlose Tag (Kriminalroman)
Bearbeitung (Wort): Martin Heindel
Redaktion: Katarina Agathos
Technische Realisierung: Gerhard Wicho, Christian Schimmöller
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Ensemble: Blaise Amada, Jan-Niklas Fassbender, Martin Feifel, Lilith Häßle, Thomas Hauser, Thomas Loibl, Aurel Manthei, Valentin Mirow, Anselm Müllerschön, Oliver Nägele, Thorsten Nindel, Patrick Roche, Rita Russek, Michaela Steiger, Martin Umbach und Irina Wanka
Regie: Martin Heindel
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Martin Feifel Erzähler, Franck Heinz-Josef Braun Ludwig Winther Hanna Scheibe Doris Winther Michaela May Rigah, Inge Stefan Wilkening Block Leonard Dölle Patrick als Kind Sebastian Fischer Patrick Jordan Philipp Moog Dr. Jordan David Zimmerschied Jan Roland Eva Löbau Sandra Horn Juliane Köhler Sigrid Nickl Ulrike Willenbacher Linda Schelling Martin Fogt Landwehr Beate Himmelstoß Frau Balan
Jacob Franck redet mit den Toten. Er verbringt seine Abende allein, bewirtet sich und die Geister der Vergangenheit mit Keksen und führt lautlose Gespräche mit seinen einzigen Besuchern – den Toten, die ihm in seinem langen Berufsleben als Kommissar des Morddezernats begegnet sind. Oft war er es, der den Angehörigen die Nachricht vom Tod ihres Ehepartners, Kindes oder eines anderen geliebten Menschen zu überbringen hatte. Ihm bereiteten diese auf dem Kommissariat gefürchteten Botengänge sogar eine seltsame Genugtuung. Erst seit kurzem pensioniert, driftet er tagsüber durch ein seltsam leblos, verbraucht wirkendes München, das so gar nichts mit der „Weltstadt mit Herz“ gemein hat. Eines Tages erhält er Besuch von Ludwig Winther, dessen Tochter Esther sich vor 20 Jahren das Leben genommen hat. Doch Winther glaubt nicht an Selbstmord, er ist überzeugt, dass seine Tochter ermordet wurde und drängt Franck, zu ermitteln. Und belastet Dr. Jordan, einen Zahnarzt aus der Nachbarschaft, der Esther angeblich nachstellte.
Und Franck, der ehemalige Kommissar, öffnet sich erneut dem Leid, dem Schmerz und der Erinnerung. Denn trotz der vielen Jahre, die vergangen sind, lassen ihn vor allem die besonderen Umstände beim Überbringen der Todesnachricht nicht los: Esthers Mutter klammerte sich sieben Stunden lang im Flur an ihn, als könne sie mit der reglosen Umarmung die Nachricht vom Tod der Tochter aufhalten oder wenigstens ihre Wucht abbremsen. Niemandem hatte er je von dem Ereignis erzählt. Diese groteske Szene wurde im Nachhinein mit Bedeutung aufgeladen, als ein Jahr nach der Tochter auch die Mutter Selbstmord beging. Wurde Esther von ihrem Vater missbraucht, wie sie selbst behauptete? Das sagt zumindest ein ehemaliger Mitschüler, der aber wiederum selbst von einer anderen Mitschülerin in Misskredit gebracht wird. Und dann ist da auch noch eine andere Familie, in der eine Frau gewaltsam starb. Wer ist das Kind, das den Tod seiner Mutter mitanhören musste? Und wie hängen diese drei Todesfälle zusammen? Jacob Franck mäandert durch Esther Winthers Umfeld und legt Schicht um Schicht die Geschichte einer Familie frei, deren Mitglieder sich gegenseitig mit Schweigen bestrafen, dieser Familie, in deren „Namen es unaufhörlich schneit“.
„In meinen Krimis bestimmen die Langsamkeit und das Schweigen den Handlungsablauf, wobei ein gewisses Maß an genreüblicher Spannung unerlässlich bleiben muss. Darüber hinaus lassen sich im Genre Krimi immer wieder neue Türen öffnen“ (Friedrich Ani).
Weitere Informationen
Friedrich Ani, geb. 1959, lebt in München. Autor. Romane, Theaterstücke, Lyrik, Hörspiele. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis 2016 für Der namenlose Tag. Werke u.a. German Angst (2000), Ermordung des Glücks (2017), Nackter Mann, der brennt (2017), Hörspiele u.a. Falsches Herz (2009, zusammen mit Uta-Maria Heim für den ARD Radio Tatort), Tabor Süden und der verschwundene Hausierer (SWR 2012), Tabor Süden und der verschwundene Nachtportier (SWR 2013), Das Verschwinden der Natalia Aschenbrenner (SWR 2015).
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2020
- Erstsendung: 24.06.2020 | Bayern 2 | 20:05 Uhr | 52'36