Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
John Dos Passos
Manhattan Transfer (4. Teil der vierteiligen Fassung)
Vorlage: Manhattan Transfer (Roman, amerikanisch)
Übersetzung: Dirk van Gunsteren
Komposition: Hermann Kretzschmar
Technische Realisierung: Andreas Völzing, Sonia Röder, John Krol
Musik: Steffen Weber, Valentine Garvie, Paul Cannon, Jean Paul Höchstädter, Hermann Kretzschmar
Regie: Leonhard Koppelmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Stefan Konarske Erzähler Max von Pufendorf Jimmy Herf Sophie Rois Jimmys Mutter Ulrich Matthes George Baldwin, Rechtsanwalt Milan Peschel Gus McNeil, Milchmann, späterer Gewerkschaftsführer Johann von Bülow McGillycuddy, Wirt Jaqueline Macaulay Nellie McNiel, Frau von Gus Christian Koerner Phil Sandbourne, Architekt Michael Rotschopf Ed Thatcher, Prokurist, Ellens Vater Dörte Lyssewski Susie Thatcher, Ellens Mutter Max Simonischek Bud Korpenning, Arbeit suchender Farmerssohn Marc Hosemann Congo Jake, schwarzer Matrrose Karim Cherif Emile Loustic, französischer Matrose und Freund von Congo Tommaso Ragno Marco, italienischer Kellner Imogen Kogge Mme Ernestine Rigaud, Besitzerin eines frz. Delikatessengeschäfts
Mit der Neuübersetzung von »Manhattan Transfer«, zeitgleich als Buch im Rowohlt Verlag und als Hörspielursendung von SWR/DLF sowie als CD bei Hörbuch Hamburg, wird ein moderner Klassiker der Weltliteratur wiederentdeckt. Dos Passos' Einfluss reicht von Döblins »Berlin Alexanderplatz« bis hin zu Wolfgang Koeppens »Tauben im Gras« und Paul Austers postmoderner New York-Trilogie. Dirk van Gunsteren hat den Roman in ein modernes, dem Original verpflichtetes Deutsch übertragen und von der Patina wie den Fehlern der Übersetzung von 1927 befreit. Als Erster bewunderte Sinclair Lewis den 1925 veröffentlichten Roman. Siegfried Lenz stimmte ins Loblied ein:»›Manhattan Transfer‹ ist ein epischer Krankheitsbericht, wo allen Schicksalen am Ende nur eines bewiesen wird: ihre Belanglosigkeit. So virtuos wie er hat wohl kein anderer Schriftsteller die Technik des Films auf die Epik übertragen. Das ›Kameraauge‹, wie man ihn nannte, versuchte dem Wesen der Stadt mit Hilfe von Schwenks und Überblendungen, von Perspektivenwechsel und Schnitten beizukommen.« Im Titel auch die alte Passagierstation in New Jersey zitierend, schildert "Manhattan Transfer" das New York vor dem Ersten Weltkrieg – bis zu den Anfängen der 1920er-Jahre. Den Roman zeichnet neben einer filmischen Erzählweise auch eine polyperspektivische Struktur aus, die keinen allwissenden Erzähler und keinen klassischen Protagonisten mehr kennt. Von über hundert, deutlich wie schemenhaft skizzierten Charakteren und Schicksalen im Roman folgt Dos Passos nur wenigen über die gut 20 Jahre erzählter Zeit. Die Hörspielfassung nutzt diese als Ariadnefaden, um in den Dos Passos-Kosmos moderner Stadterfahrung einzutauchen. Zugleich arbeitet sie mit klangmusikalischen Miniaturen, die den Moloch Großstadt in eine künstlerisch-akustische Wirklichkeit überführt.
Weitere Informationen
John Dos Passos, geboren 1886 in Chicago, gestorben 1970 in Baltimore, zählt zu den literarischen Hauptvertretern der US-amerikanischen Moderne. Neben »Manhattan Transfer« begründete seinen Ruf als Romancier und Kritiker kapitalistischer Strukturen seine auf Deutsch mittlerweile vergriffene USA-Romantrilogie »Der 42. Breitengrad« (1930), »1919« (1932) und »Die Hochfinanz« (1936). Als sein Frühwerk »Orient Express« von 1927 2013 auf Deutsch erschien, wurde es von der Kritik hoch gelobt; ebenso seine erst 1997 publizierte Reportage« Das Land des Fragebogens« über das Europa von 1945.

Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk / Deutschlandradio 2016
- Erstsendung: 28.06.2016 | Deutschlandfunk | 20:10 Uhr | 48'34
Auszeichnungen
- Hörspiel des Monats Mai 2016
- hr2-Hörbuchbestenliste Juli 2016 (1. Platz)
- hr2-Hörbuchbestenliste August 2016 (4. Platz)
- Hörbuch des Jahres 2016 der hr2-Hörbuchbestenliste
- Preis der deutschen Schallplattenkritik 2016 (Bestenliste 3. Quartal)
Rezensionen (Auswahl)
- Carolin Würfel: So vielstimmig haben wir New York noch nie gehört. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 25 vom 30.1.2016, S. 13.
- Alexander Kosenina: New York, wie es quietscht und knattert. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 113 vom 17.5.2016, S. 12 (CD-Edition).
- Stefan Fischer: Die Glückssucher. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 114 vom 19.5.2016, S. 39.
- Alexander Kosenina: Im Getriebe der Großstadt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 117 vom 21.5.2016, S. 16.
- Christian Deutschmann: Glück und Elend. In: epd medien, Nr. 22 vom 27.5.2016, S. 23.
- Rafik Will: Stereotype als Stilmittel. In: taz, die tageszeitung vom 21.5.2016, S. 33.
- Angela di Ciriaco-Sussdorff: Allegorie einer Großstadt. In: Medienkorrespondenz, Nr. 13 vom 24.6.2016, S. 7.
- Volker Hage: Ein akustischer Raum, ein Hörereignis. In: Medienkorrespondenz, Sonderdruck zur Leipziger Buchmesse vom 10.3.2017.