Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Gerhard Zwerenz
Trilogie der Schuldlosen (2. Teil: Dialog unterm Galgen: Der Fall Ohlendorf)
Redaktion: Christoph Buggert
Regie: Hans Gerd Krogmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Traugott Buhre Erzählstimme/Ankläger Gerd Baltus Ohlendorf/Angeklagter Peter Heusch Amtsstimme
Vor 75 Jahren, am 20. November 1945 begann der erste der insgesamt
zwölf Nürnberger Prozessen, der letzte endete am 14. April 1949.
Der Fall Ohlendorf basiert auf Protokollen des ersten Nürnberger
Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, bei dem Ohlendorf als Zeuge
aussagte, sowie dem 9. Nürnberger Prozess, 'The United States of America
against Otto Ohlendorf, et al.', dem sogenannten Einsatzgruppen-Prozess.
Gerhard Zwerenz' Hörspiel zitiert teils wörtlich aus den Prozessen die mit
verhaltenem Entsetzen gestellten Fragen des Anklägers und die Antworten
des fast unbeteiligt erscheinenden Angeklagten.
Zum Hintergrund: Nach der deutschen Invasion der Sowjetunion 1941
befehligte Ohlendorf auf Anweisung von Heinrich Himmler bis Juni 1942
die Einsatzgruppe D, die in der Südukraine und im Kaukasus operierte.
Die SS-Einsatzgruppen hatten die Aufgabe, die in den eroberten Gebieten
lebenden Juden und Führungskader der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion zu vernichten. Ohlendorf war damit verantwortlich für die
Ermordung von etwa 90.000 Menschen.
Otto Ohlendorf, Dr. jur. und Professor der Volkswirtschaft, erklärte 1945 im
Prozess, er habe die Kriegszeit in Berlin verbracht, »mit Ausnahme eines
Jahres«. Auf die Frage, was er in diesem Jahr getan habe, antwortete er:
»Ich war Chef der Einsatzgruppe D«. Auf die weitere Frage, wieviele Männer,
Frauen und Kinder er mit seiner Gruppe umgebracht habe, lautete die
Antwort: »Neunzigtausend«.
Bevor auch nur die Vorüberlegung zu einem Einsatzgruppen-Prozess
stattfand, legte Ohlendorf Zeugnis über die Struktur, Befehle und Einsätze
der Einsatzgruppen ab: erst als Kriegsgefangener der Engländer und dann
als Zeuge der Anklage im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. Ohne
Ohlendorfs Aussagen hätte der Einsatzgruppen-Prozess wohl nicht stattgefunden, da sie erst den Anstoß zu weiteren Prozessen gaben.
Otto Ohlendorf wurde am 7. Juni 1951 hingerichtet.
Weitere Informationen
Gerhard Zwerenz (1925–2015), deutscher Schriftsteller, wurde in Gablenz in
Sachsen geboren. 1949 trat Zwerenz in die SED ein, aus der er 1957 ausgeschlossen wurde, danach floh er bald nach West-Berlin. Später lebte er
in München, Köln, Offenbach am Main und in Oberreifenberg im Taunus.
Seit 1956 arbeitete Gerhard Zwerenz als freiberuflicher Schriftsteller. In
seinem literarischen Werk setzte er sich häufig mit politischen Themen
auseinander, er schrieb aber auch erotische und unter Pseudonym auch
pornografische Romane. (Pressetext und biographische Notiz vom Hessischen Rundfunk anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung 2020)

Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk 1989
- Erstsendung: 31.08.1989 | hr2 | 38'40