Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Bertolt Brecht
Der Lindberghflug
Radiophonische Kantate für Soli, Chor und Orchester
Komposition: Paul Hindemith, Kurt Weill
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Betty Mergler Erik Wirl Fritz Düttbernd Gerhard Pechner Ernst Ginsberg
"Kurt Weills Kantane für Soli, Chor und Orchester, Text von Bert Brecht, zerfällt in fünfzehn Abschnitte. Sie beginnt mit einer Aufforderung an die amerikanischen Flieger, den Ozean zu überfliegen. Nachdem sodann der Flieger Charles Lindbergh vorgestellt ist, wird dessen Aufbruch in New York zu seinem Fluge nach Europa geschildert. Dann hört man, wie die Stadt New York die Schiffe befragt und Antwort empfängt. Fast während des ganzen Fluges hat der Flieger mit Nebel zu kämpfen, und in der Nacht gerät er in einen Schneesturm. Nachdem die schlimme Nacht vorüber, tritt die Versuchung zum Schlaf an ihn heran, die er jedoch bekämpft. Inzwischen geben alle amerikanischen Zeitungen der sicheren Hoffnung Ausdruck, daß der Flug glücken wird, und Lindberghs Gedanken selbst haben nur das eine Ziel: 'Ich muß ankommen!' Die französischen Zeitungen schwanken zwischen Hoffnung und Furcht. Lindbergh hält mit seinem Motor Zwiesprache wie mit einem guten Freunde. Endlich sichtet er, nachdem er mit seinem Motor Zwiesprache gehalten, unweit Schottlands Fischer. Die schlichten, einsamen Menschen hören und sehen auch das Flugzeug. Aber das Unternehmen scheint ihnen so übermenschlich, daß sie es nicht fassen können. Auf dem Flugplatz Le Bourget erwartet eine Riesenmenge Lindberghs Ankunft. Der Schlußabschnitt bringt die Betrachtung: 'Es erhob sich unsere stählerne Einfalt, aufzeigend das Mögliche, ohne uns vergessend zu machen das Unerreichbare.'" (N. N.: Die Funk-Stunde, Jg. 30, Nr. 11, 15.3.1930, S. 348)
Gegenüber dem in Bertolt Brechts "Gesammelten Werken" abgedruckten Text ist die Rundfunkfassung von 1930 mehrfach verändert worden: Brecht legte 1950 in einem Schreiben fest, dass - wegen der engen Beziehungen Lindberghs zu den Nazis (so Brecht) - der Name "Lindbergh" getilgt werden sollte, der Titel selbst wurde in "Der Ozeanflug" umbenannt. Statt "Mein Name ist Charles Lindbergh" (alte Fassung) heißt es nun: "Mein Name tut nicht zur Sache", statt "Lindbergh spricht mit seinem Motor" in der geänderten Version: "Das Gespräch der Flieger mit ihrem Motor"; Die Fassung vom 18.3.1930 wurde von der Berliner Funk-Stunde ausgestrahlt und von Köln, Königsberg, Leipzig sowie vom Deutschlandsender übernommen. Die Zwischentexte wurden in der Radiofassung in deutscher, englischer und französischer Sprache gesprochen, auch ist die Radiofassung kürzer, es fehlt am Schluss der "Bericht über das Unerreichbare." Der Lindberghflug wurde am 27.7.1929 im Rahmen des Programms "Rundfunk-Kompositionen des Baden-Badener-Musikfestes" uraufgeführt. Die öffentliche Generalprobe wurde am Vormittag des 27.7. live von der Schlesischen Funkstunde übertragen. Die eigentliche Uraufführung fand am Nachmittag ohne Rundfunkbeteiligung statt. Die Übertragungssituation wurde dem Publikum im Nachbarsaal mit Lautsprechern simuliert. Für den 28.7. setzte Brecht eine szenische Wiederholungsaufführung mit Publikum durch. Am 29. Juli wurde eine weitere Aufführung als reguläre Erstsendung vom Südwestdeutschen Rundfunk aus Frankfurt übertragen. Von der öffentlichen Generalprobe und regulären Erstsendung sind keine Tonträger überliefert.
Weitere Informationen
Die Wiederholungssendung vom 10.11.2023 beim Bayerischen Rundfunk ist Teil von "100 aus 100. Die Hörspiel-Collection". Der Jubiläumspodcast von ARD und DLF präsentiert 100 kuratierte Hörspiele von den 1920er Jahren bis heute, aus dem Repertoire von ARD und DLF mit Unterstützung des Deutschen Rundfunkarchivs.
Bertolt Brecht (1898−1956), Lyriker, Dramatiker, Theaterregisseur und -theoretiker. Mit Helene Weigel 1949 Gründung des Berliner Ensembles. Weitere Hörspieladaptionen u.a. Leben des Galilei (BR/DRS 1960), Der Ozeanflug (SWR 1966), Aus dem Lesebuch für Städtebewohner (DLF/BR/WDR 1997), Hangmen Also Die (mit Fritz Lang, BR 2005), Trommeln in der Nacht (RBB 2020). (Biographische Notiz von 2023)
Produktions- und Sendedaten
- Funk-Stunde AG (Berlin) 1930
- Sendeplatz: Sendespielbühne - Abteilung: Schauspiel
- Erstsendung: 18.03.1930 | 19'02
Im Deutschen Rundfunkarchiv verfügbar
Rezensionen (Auswahl)
- ACUSTOS: Ostdeutsche illustrierte Funkwoche, 7. Jg., Nr. 12, 21.3.1930, S. 6
- -o-: "Lindberghflug für das Ausland", in: Der Deutsche Rundfunk, 8. Jg., Heft 13, 28.3.1930, S. 66
- N. N.: Die Sürag, Nr. 15, 13.4.1930, S. 6