Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Carl Behr
Spuk
Ein Schwank aus dem Familienleben, wo es am dunkelsten ist.
Zwei Szenen für das Mikrophon
Regie: Franz Joseph Engel
Es treten auf:
Tante Emilie
Onkel Jonathan, deren Bruder
Lilli, des Vorgenannten Tochter
Mathilde, Tante Emilies jüngere Schwester
Alfred Hackepeter, Barchent en gros, deren Mann
Trude, dieser Ehe erster Sprößling, achtzehnjährig
Heinrich, dieser Ehe zweiter Sprößling, sechzehnjährig
Otto, ein entfernter Vetter
Rudolf, ein angeheirateter Vetter
Ein Dienstmädchen, namens Emma
Und ein fremder, junger Mann, namens Franz
(Besetzung wird am Abend der Sendung bekanntgegeben)
Ort der Handlung: Tante Emilies Villa "Emilienruh", fünf Kilometer von jeder weiteren menschlichen Behausung entfernt.
Zeit: An Tante Emilies einundsechzigstem Geburtstag am Donnerstag, dem 12. September, nachts zwischen dreiviertel zwölf und ein Uhr.
(Schlesische Funkstunde, 3. Jg., Nr. 36 vom 6. September 1929, S. 14)
[Auf dem Cover der Schesischen Funkstunde wird dieses Originalhörspiel durch eine Collage in den Fokus gerückt.]
"Das neue Hörspiel "Spuk" von Carl Behr - Uraufführung in Breslau - ist allzu selbstsicher verfaßt. Ein ausgezeichneter Einfall mit einer Fülle von grotesken Situationen. Als Mittelstück eines temperamentvollen Kabarettabends geeignet, aber als selbständiges Stück nicht von der durchhaltenden Spannung, wie sie der Verfasser in seinem älteren Lustspiel "Zwei Bund Schlüssel" erzeugen konnte." (Deutscher Rundfunk, 7. Jg., Heft 38 vom 20. September 1929, S. 1226)
"Breslau verliert bei seinen Hörspielaufträgen an Niveau. "Spuk", ein Schwank von Carl Behr, war eine antiquierte Belanglosigkeit. Man beschäftige neue, unverbrauchte Autoren. Mit bloßer Routine ermüdet man die Hörer." (Die Sendung, 6. Jg., Nr. 38 vom 20. September 1929, S. 635)
"Carl Behr, der während seiner hiesigen aktiven Theaterzeit im Rundfunk mit Glück als Autor debütierte, hat mit seinem neuen Schwank "Spuk" nicht ganz soviel Glück gehabt, wie mit den "Zwei Bund Schlüssel" und der sensationellen "Mondfahrt". Es scheint, als ob das Thema "Familie" doch etwas schwerer für den Funk einzufangen ist, als die Herren Autoren glauben. [...] Behrs Idee ist nicht schlecht. In dem Landhause der Tante Emilie geht nachts um 3/412 Uhr während der Geburtstagsfeier plötzlich das elektrische Licht aus. Auch das Telephon streikt, im Umkreise von 5 Kilometer ist kein lebendes Wesen zu erreichen, und nun ereignen sich in dieser ägyptischen Dunkelheit allerlei neckische Verwechslungen; sorgfältig gehütete Porzellanfiguren gehen in Trümmer, der dünne Firnis verwandschaftlicher Liebe schmilzt vor dem rauhen Atem der Wirklichkeit, - kurz, es ist eine ganz amüsante, funkisch, unschwer nutzbar zu machende Situation, aber der Witz sprudelt ein wenig dünn, dafür ist das Behagen des Autors an seiner eigenen Lustigkeit um so größer.
Verhängnisvoll für das Gelingen des Abends wurde es, daß Engels Spielleitung sich zu sehr mit der Auffassung Behrs identifizierte und das Tempo, namentlich während des ersten Bildes, sehr stark verschleppte. Die erregten Szenen waren zudem nicht so fein abgestimmt wie sonst, und so hinterließ das Ganze, das in straffer Zusammenfassung sicherlich ein brauchbares Funkspiel gewesen wäre, einen ziemlich unbefriedigenden Eindruck." (Ostdeutsche illustrierte Funkwoche, 6. Jg., Nr. 38 vom 20.09.1929, S. 4)
Produktions- und Sendedaten
- Schlesische Funkstunde AG (Breslau) 1929
- Erstsendung: 12.09.1929 | 20:30 Uhr | ca. 75'00
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Schlesische Funkstunde (Programmzeitschrift); Die Sendung (Programmzeitschrift); Ostdeutsche illustrierte Funkwoche (Programmzeitschrift)