Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Bruno Schönlank
Der Erfinder (Uraufführung)
Sendespiel in acht Hörbildern
Regie: Carl Blumau
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Johannes Steiner Kurt, ein Erfinder Charlotte Buek Erna, seine Frau Gert Randolf Der Freund Franz Oehmig Der alte Daniel Martin Hellberg Erik, ein junger Fischer Charlotte Jahn Mary, seine Braut Hugo Mättig Der Kapitän Magda Behrens Erste Mutter Else Miron Zweite Mutter
Außerdem sind zu hören: Burschen, Mädchen, alte Stimmen.
Musik - Gesang - Akustische Untermalung.
1. Hörbild: Im Studio des Erfinders
2. Hörbild: Hotelhalle
3. Hörbild: Die Straße
4. Hörbild: Die Insel
5. Hörbild: Die beiden Mütter
6. Hörbild: Blumentanz auf Bali
7. Hörbild: Hotel Savoy
8. Hörbild: Triumpf und Zerstörung
"Dieses Werk gibt ein phantastisches Zukunftsbild aus dem Reiche der Radiotechnik. Der Erfindung, um die es sich handelt, ist die vollendete Lösung des Fernseh- und Fernhör-Problems - vollendet in dem Sinne, das sie es ermöglicht, jeden beliebigen Vorgang an jedem beliebigen Punkte der Erde, auch z.B. in geschlossenen Räumen, ohne Vorhandensein eines Senders durch einen besonders konstruierten Aufnahme-Apparat wahrnehmbar zu machen.
Wie das technisch-physikalisch ermöglicht werden soll, sagt der Autor nicht. Denn ihn interessiert nicht die technische sondern die soziale und psychologische Seite des Problems. Daß es technisch gelöst werden kann, irgendwann einmal, scheint ihm selbstverständlich zu sein. Aber für ihn erhebt sich die Frage: Wird das ein Glück für die Menschheit sein? Und dahinter steht natürlich die so sehr umstrittene viel allgemeinere Frage: Ist die Technik überhaupt ein Segen oder ein Fluch für die Kulturentwicklung?
In dem hier angenommenen Falle erweist sie sich zweifellos als Fluch. Besessen allein von seiner Aufgabe, hat der Erfinder den seelischen Zusammenhang mit seiner Frau verloren. Sie wendet sich einem anderen zu, und der Erfinder hat nun die Möglichkeit, alles geheime Tun seiner Frau zu belauschen. Die offene Aussprache der beiden Gatten reißt die Kluft noch tiefer auf. Sie vermag keine Bewunderung für die Größe der technischen Leistung aufzubringen, ist nur von Entsetzen erfüllt von der grauenhaften Unsicherheit eines Lebens, dem keine Sekunde wahren Alleinseins mehr vergönnt sein soll, alle Zartheit seelischer Beziehungen scheint ihr dem endgültigen Untergang geweiht.
In noch eindringlicherer Weise schildert die Bali-Szene den Zusammenbruch einer naturnahen, kindlich-glücklichen Lebensform durch den Einbruch der technischen Zivilisation in diese paradiesische Welt."
("Bruno Schönlank: "Der Erfinder"" in: Die Mirag, 6. Jg., Nr. 43 vom 26. Oktober 1929, S. 15.)
Weitere Informationen
Übertragung aus Dresden

Produktions- und Sendedaten
- MIRAG - Mitteldeutsche Rundfunk AG (Leipzig) 1929
- Erstsendung: 31.10.1929 | 20:15 Uhr | ca. 60'00
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Mirag (Programmzeitschrift)