Ars acustica, Hörbild
Autor/Autorin:
Christina Kubisch
Wir weben
Komposition: Christina Kubisch
Redaktion: Stefan Fricke
Realisation: Christina Kubisch
Das händische Weben zählt zu den ältesten Handwerksarten der Menschheit. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ging es durch die zunehmende
Verbreitung elektrischer Webstühle mehr und mehr verloren. Das Weben
von Hand war ein anstrengendes und oft schlecht bezahltes Gewerbe.
Diese sozialen Missstände in frühindustrieller Zeit führten u.a. zum
schlesischen Weberaufstand von 1844. Mit der industriellen Revolution
und der damit verbundenen Automatisierung verschlechterten sich die
Arbeitsbedingungen oft noch mehr. Die beschleunigte technische Entwicklung spiegelt sich auch in der Erfindung der durch Lochkarten gesteuerten
Jacquard-Webstühle wider, die als Vorform heutiger computergesteuerter
Abläufe gilt. Die aktuellen digitalen Kommunikationsnetze erinnern mit
dem Wort »web« indirekt an die Tätigkeit des Webens, auch wenn es
sich dabei um die Vernetzung von Informationen handelt. Aber auch hier
entstehen Strukturen, Muster und Abläufe, die man durchaus mit der
Tätigkeit des Webens assoziieren kann. In dem Hörstück
Verweben lässt
die Klangkünstlerin Christina Kubisch (geboren 1948) unterschiedliche Sounds
aufeinandertreffen: Klänge einer alten österreichischen Handweberei
begegnen Rhythmen mechanischer und elektrischer Webmaschinen aus
einer Fabrik im Nordwesten Deutschlands, vermischen sich mit weltweit
aufgenommenen elektromagnetischen Feldern digitaler Netzwerke,
Datenträger, Transformatoren und Stromleitungen. Und daraus entstehen
neue Muster und Verwebungen. Und sie sind verwoben mit Fragmenten
aus dem Heinrich-Heine-Gedicht
Die schlesischen Weber.

Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk 2024
- Erstsendung: 20.01.2024 | hr2-kultur | 23:00 Uhr | 63'28