Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Alfred Lichtenstein, Hermann Kretzschmar
Kuno Kohns Capriccio (Kurzfassung)
Musikalisches Dramolett von Hermann Kretzschmar nach Alfred Lichtenstein
Vorlage: Texte (Prosa)
Komposition: Hermann Kretzschmar
Redaktion: Manfred Hess, Manfred Hess
Dramaturgie: Manfred Hess
Musik: Frank Gratkowski (Bassklarinette), Sabine Akiko Ahrendt (Violine), Lluïsa Espigolé (Klavier), Jan-Filip Tupa (Violoncello), Klaus Burger (Tuba)
Regie: Leonhard Koppelmann, Hermann Kretzschmar
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Lars Rudolph Kuno Kohn Christian Redl Erzähler Sandra Bayrhammer Ilka Leipke Bernd Michael Lade Max Mechenmal Klaus Burger
Im frühexpressionstischen Berlin um 1914: Hier begehrt der bucklige Kuno Kohn die schöne llka Leipke, die aber mit dessen Freund Max Mechenmal liiert ist.
Wie kann über diese Liebe und Leidenschaft mit einem absoluten Kunstanspruch erzählt werden? Der Berliner Alfred Lichtenstein verdichtete als einer der ersten Expressionisten in Deutschland die Ambivalenz von Großstadterfahrungen zwischen Rausch, Anonymität, Freiheit von Konventionen und fluider Identität. Er fiel an der Front 1914 im Alter von 25 Jahren. Als sein Alter Ego entwarf er provokativ die Figur des Kuno Kohn. Der ist schwul, jüdisch und bucklig - ein verhasster wie geliebter Bohemien, Außenseiter und Dichter. Hermann Kretzschmar überführt die Prosa-Fragmente sowie ausgefeilten Gedichte Lichtensteins in die Form eines Capriccios aus theatraler Szene, Revue- und Kunstlied mit Ensemblemusik. Und die Collage zeigt, wie Lichtenstein alogisch, überzeichnet, derb, obszön und dadurch zugleich zart, stolz wie empathisch die Geschichte von der Schönheit, Wahrheit und Menschlichkeit dieser Liebe literarisch erzählt.
Weitere Informationen
Hermann Kretzschmar, geboren 1958 in Haselünne, lebt und arbeitet als Pianist beim Ensemble Modern in Frankfurt. Seit Ende der 1990er Jahre ist er mehrfach mit Einzelkompositionen hervorgetreten, z.B. für den Hessischen Rundfunk und die Reihe "musica viva" des Bayerischen Rundfunks. Daneben nutzt er das Hörspiel als eine Ausdrucksmöglichkeit kompositorischen Schaffens. So realisierte er zahlreiche Sound- und Hörstücke, u.a. "Strahlungen. Nach Ernst Jünger", "Harmonies of Paradise. Nach Marcel Proust", "Stufen. Nach Hesse und Cage", zuletzt "Het witte kind" (2011). 2008 war er als Bearbeiter und Komponist an der 10-teiligen Hörspielfassung von Thomas Manns "Doktor Faustus" beteiligt.
Alfred Lichtenstein, geboren 1889 in Berlin, begann 1910 Gedichte zu veröffentlichen. Zunächst erschienen sie in der von Herwarth Walden herausgegebenen Berliner Zeitschrift "Der Sturm", ab 1912 auch in Franz Pfempferts "Aktion". 1913 veröffentlichte er die Gedichtsammlung "Die Dämmerung", in seinem Nachlass fanden sich zahlreiche Prosaskizzen und Grotesken. Lichtenstein meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst und fiel noch vor Beginn der Materialschlachten gerade 25-jährig am 25. September 1914 an der Somme/Westfront.
Das Hörstück wurde 2012 für den Wettbewerb um den Prix Italia in der Kategorie "Composed Music" eingereicht.

Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk / Südwestrundfunk 2011
- Erstsendung: 24.11.2011 | SWR2 | 54'20