Originalhörspiel, Kriminalhörspiel

Autor/Autorin: Alfred Herzog

Funk jagt den Funk

Kriminalhörspiel

Regie: Hans Peter Schmiedel

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Annemarie Schaffer-NiemannSonja Baranoff, Tänzerin
    Kurt BaumgartenEric, ein Artist
    Tadzio KondziellaDer Rundfunkansager
    Hans FreybergDer Polizeirat
    Ernst SattlerDer Kommissar vom Dienst

Das Stück spielt in der Gegenwart in einer deutschen Großstadt.

Weitere Personen: Der Direktor des Varietés; der Regisseur; der Komiker und Conférencier; Kassenfräulein; Fräulein in der Zentrale Polizeipräsidium; der Fahrgast; Droschkenchauffeur; Portier; Zeitungsrufer; Frau Müller; Kriminalbeamte; Funkmeister; Stimme; Chef der Kripo; Polizeipräsident; Chefredakteur; Varietébesucher; mehrere Rundfunksender; Redakteur des Abendblattes; eine Chansonnière.    

"Unsere Programmzeitung hat sich offenbar gesagt: Selbst die literarischste literarische Abteilung darf sich nicht ganz auf jene Gattung 'Literatur' im engsten Sinne beschränken, die gemeinhin allein der Verewigung in der offiziellen Literaturgeschichte für würdig befunden wird. Ab und zu sollen auch hier diejenigen Hörer zu ihrem Recht kommen, die vom Rundfunk in erster Linie Entspannung und Ablenkung von den Sorgen des Alltags erhoffen. Dennoch ist dieses Kriminal-Sendespiel keinesfalls nur als Amüsierstück zu werten. Stellen wir vorläufig nur fest, dass der naive Hörer recht daran tut, sich zuächst den detektiv-romantischen Reizen dieses geschickt aufgebauten Hörspiels hinzugeben. Wir geben nur eine kurze Kennzeichnung vom Inhalt des Stückes: Der Anfang führt uns vor den Eingang des Alhambra-Varietétheaters. Wir begleiten einen verspäteten Besucher, dem es nur darauf ankommt, die Glanznummer des Programms noch zu erreichen: die russische Tänzerin Sonja Baranoff mit ihrem Partner, dem Trapez-Künstler Charlie Black. Das Programm wird durch Rundfunk übertragen, und wir vernehmen den erklärenden Bericht des Ansagers über die folgenden Ereignisse. Bei der Darbeitung der Hauptnummer kommt es zu einem Unfall (dessen Schwere dem Publikum von der Theaterdirektion verheimlicht wird): Der Artist Charlie Black stürzt sich zu Tode, und zwar nicht infolge eines Kunstfehlers, sondern weil die Halteseile des Trapezes, das er in mächtigem Weitsprung von der Kuppel des Saales aus erreicht hat, zerreißen. Wiederum Szenenwechsel: Erregte Unterredung hinter den Kulissen. Der junge Artist Eric erklärt dem entsetzten Varietédirektor, er habe Beweise, dass Charlie Black einem verbrecherischen Anschlag zum Opfer gefallen sei. Durch die höhnischen Bemerkungen der Tänzerin Sonja lässt er sich nicht beirren, sondern stellt in Aussicht, dass er der Kriminalpolizei seine Hilfe für die Aufhellung des Verbrechens anbieten werde. Damit erst beginnt das eigentliche Kriminalstück (das bisherige war nur Vorspiel), über dessen Inhalt wir wie gewöhnlich nichts verraten, um den Reiz der Spannung nicht zu zerstören. Das Ganze ist zweifellos mit großem Geschick für Sensations-Effekte aufgemacht; dennoch dient es, nach den Erklärungen des Autors in seinem Vorwort, einem ernsten Zwecke: die gesamte Organisation und Arbeitsweise der Kriminalpolizei, des Fahndungsdienstes vor allem soll gezeigt werden; mit der offenbaren Nebenabsicht, das Publikum zu verständnisvoller Mithilfe bei der Lösung ihrer schwierigen Aufgaben zu erziehen. Dem entspricht es auch, dass der Autor keine erdichtete Handlung zugrunde gelegt, sondern versucht hat, eine wahre Begebenheit möglichst in allen Einzelheiten widerzuspiegeln. So werden uns denn in bunt wechselnden Szenen vorgeführt: die Maßnahmen der einzelnen Dienststellen der 'Kripo' (Kriminalpolizei); die Vernehmung des Zeugen Eric und später der 'Beschuldigten' Sonja Baranoff; die Beratungssitzung der Mordkommission; die Zusammenarbeit von Polizei und Presse; und endlich, als interessantestes Problem in diesem Zusammenhang: der Rundfunk im Dienste der Kriminalpolizei. Ein Wort zum Schluss über die stilistische Eigenart dieses Hörspiels. Sie zeigt sich in der Durchflechtung der reportagemäßigen Wirklichkeitsschilderung mit kurzen Hörbildern, z. B. wenn wir den Chor der Sendestationen durcheinander sprechen hören. In dieser geschickten Verwendung von 'Klangmontagen' darf man vielleicht die Vorboten, Merkmale eines zukünftigen funkeigenen Stiles erblicken." (Deo: "Funk jagt den Funk. Zum Kriminalhörspiel von A. Herzog, 20.15 Uhr", in: Die Mirag, Nr. 1, 4.1.1930, S. 9) 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer

Produktions- und Sendedaten

  • MIRAG - Mitteldeutsche Rundfunk AG (Leipzig) 1930
  • Erstsendung: 11.01.1930 | 20:15 Uhr | ca. 45'00

Livesendung ohne Aufzeichnung

Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Mirag (Programmzeitschrift)

Rezensionen (Auswahl)

  • Lynx: Die Sendung, 7. Jg., No. 4, 24.1.1930, S. 64.

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