Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Eduard Reinacher
Der Narr mit der Hacke
Ein Spiel nach japanischen Motiven
Komposition: Hans Ebert
Musikalische Leitung: Hermann Spitz
Regie: Ernst Hardt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hermann Probst Kurt Ehrhardt Mönch Doin Otto Blumenthal Schulze Iniutschi Rudolf Rieth Stimme eines Traumgeistes Richard Weimar Stimme Fürst Hoshoji Albert Oettershagen Ritter Akisuka
"Auf einer der japanischen Inseln, in einer weltentlegenen Ecke, liegt das kleine Dorf Fukugawa, fast erdrückt von einem furchtbaren Felsgebirge, das nur auf einem gefährlichen Pfad überschritten werden kann. Über Schroffen hin, die zum Meer abfallen, geht dieser schwindelnde Weg, von dem immer wieder Todesschreie heruntergellen, wenn eines armen Wanderers Fuß geglitten ist. Doin, ein wandernder Mönch, ist Zeuge eines solchen Unglücksfalles. Der Schrei, den der unglückselige Lastträger ausstieß, als er stürzte, scheint den Mönch tief getroffen zu haben. Er wandert nicht weiter, sondern bleibt im Dorfe, erbettelt eine Hacke und geht mit der auf den Felsberg los, um einen Tunnel hindurchzuschlagen, einen gefahrlosen Weg nach der andern Seite zu schaffen. Die Dorfleute lachen über ihn, verspotten ihn, suchen ihn auch wohl zu hindern und überlassen ihn schließlich seiner Narrheit. Und er hackt und hackt, und aus den Ritzen, die er dem Felsen zuerst beibrachte, werden Löcher, aus diesen im Laufe der Jahre ein Gang. Es kommt der Tag, wo der Mönch im Innern des Berges verschwindet. Eine Generation ist in Fukugawa nachgewachsen, als wieder ein merkwürdiger Fremder im Dorfe auftritt. Es ist ein Ritter, der seit zwanzig Jahren nach dem Mörder seines Lehnsherren, einem Adligen sucht, den der Lord beleidigt hatte, und von dem die Beleidigung mit dem Dolch bezahlt worden war. Der Ritter erfährt von dem Mönch, der seit zwanzig Jahren am Werke sei, durch den Felsen ein Ohr zu hacken ... Zwanzig Jahre ...! Der Ritter eilt zum Felsen, fast wissend, daß der Gesuchte dort zu finden sei. Er erreicht ihn in dem Augenblick, wo der Durchbruch zur anderen Seite geschehen soll. Der Mönch bekennt sich als der Gesuchte - und bittet nur um Frist, sein Werk zu vollenden. Der Rächer muß die Frist gewähren - und wird, indem er das Werk sieht und bedenkt, anderen Sinnes. Doin stirbt, da sein Sühnewerk vollbracht ist, auf der Schwelle seines Tunnels, der Rächer aber geht hin, nachdem er das Schwert des Hasses niedergelegt und die Hacke aus den Händen des Toten aufgenommen hat." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk, 8. Jg., Heft 27, 4.7.1930, S. 60)
Produktions- und Sendedaten
- WERAG - Westdeutsche Rundfunk AG (Köln) 1930
- Erstsendung: 25.07.1930 | 21:00 Uhr | 58'10
Im Deutschen Rundfunkarchiv verfügbar
Manuskriptfassung im Deutschen Rundfunkarchiv vorhanden
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift)