Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Karl Behr
Fahrt ins All
Hörspiel in vier Szenen
Regie: Walther Ottendorf
Personen: Der Sprecher der amerikanischen Radiokorporation; Professor Hattenkamp; erster Monteur; zweiter Monteur; Ing. Sanders; Bernau; Gibbon; Paulsen; Anna; Stimmen aus der Menge.
"Das dieswöchige Sendespiel des Donnerstags-Abends 'Die Fahrt ins All' ist die literarische Hauptdarbietung der Woche. Es ist noch keinen Monat her, da war in Königsberg jeden Abend das große Kino überfüllt, in dem der packende Film von Thea von Harbou und Fritz Lang 'Die Frau im Mond' lief. Unser Hörspiel ist die funkische Schilderung einer solchen Fahrt ins All, in den unerforschten Weltraum hinaus, den wir Menschen ja auch in Wirklichkeit mit unseren neuen Raketen zu erobern versuchen. Heute noch Utopie, morgen wohl schon Erlebnis! Wie es im Hörspiel mit dem Wagnis ausläuft? Es ist sehr spannend, spannender fast noch als der erwähnte Film!" (Dr. Grete Carow: Königsberger Rundfunk, 7. Jg., Nr. 2, 12.1.1930, S. 7)
"Die erste Szene führt uns auf den Startplatz der transplanetarischen Werft Plan-Rak in Kalifornien. Zeit: 1940. Wir sind Zeugen des welthistorischen Starts eines Raketenraumschiffs, das den Versuch machen soll, den Mond zu umfliegen und zur Erde zurückzukehren. Das Raumschiff hat sowohl seinen eigenen Sender wie eine Empfangsanlage an Bord, sodass zu jeder Zeit die drahtlose Verständigung zwischen dem Schiff und der Erde möglich ist. Die Besatzung besteht aus dem Ingenieur Sanders, dem als Mannschaften drei zu lebenslänglichem Zuchthaus Verurteilte assistieren - mit der Aussicht, nach geglücktem Flug die Freiheit zurückzuerlangen. Der Start geht, mit kurzer Verspätung, vonstatten; vergeblich sucht man auf dem Startplatz die in der Nervosität unmittelbar vor dem Abflug übersehene Gattin des Ingenieurs und Fahrzeuglenkers, es taucht die Vermutung auf, dass sie sich zwischen die äußere und innere Tür des Raketenschiffs gegen den Willen der Beteiligten eingeschlossen habe. Bei dem Konstrukteur des Raumschiffs, dem Professor Hattenkamp, wird gleichzeitig die Befürchtung wach, dass das veränderte Gewicht des Schiffes alle Berechnungen über den Haufen werfen und das Experiment gefährden könne. Die zweite Szene vermittelt uns die beklemmende Nachricht, dass die Empfangsanlage des Raumschiffs beim Abstoßen von der Erde gelitten haben müsse und das Schiff demzufolge ohne Verbindung zur Erde sei; da jedoch dessen Sendeanlage intakt ist, so besteht die Möglichkeit der Verständigung vom Schiff zur Erde. Wir hören aus dem Weltenraum, dass eine zu geringe Geschwindigkeit festgestellt wird - Frau Sanders, die sich durch anfänglich überhörtes Pochen bemerkbar gemacht hat, wird von den Insassen entdeckt - es wird der Versuch gemacht, durch Verkürzung der Fahrtellipse und Richtungsänderung einen glücklichen Ausgang der Fahrt noch zu erwirken. Zum Zweck der Instandsetzung der gebrauchsunfähigen Empfangsanlage wird der Sender des Raumschiffs auf zehn Minuten unterbrochen. In der dritten Szene hören wir den Rat des Professors Hattenkamp zur Umkehr. Jetzt vollzieht sich in dem weiten Weltenraum das Drama zwischen den Menschen, den Insassen des Schiffes. Zwei Mann der Besatzung meutern und verlangen sofortige Umkehr oder Entfernung der Frau Sanders, die die äußere Schuld an der schwierigen Situation trägt. Die Meuterer fesseln den Ingenieur und bemächtigen sich der Leitung des Schiffes. Die vierte Szene zeigt uns das Ergebnis der neuen Schiffsführung. Das Schiff befindet sich in höchster Gefahr, weil die Meuterer verschiedene Raketen falsch eingesetzt haben. Von Professor Hattenkamp hören sie die Kunde, dass unter solcher Lage eine glückliche Beendigung des Unternehmens ausgeschlossen sei. Ingenieur Sanders wird jetzt aus seinen Fesseln befreit, sein Bestreben richtet sich jedoch lediglich darauf, ohne Schaden für die Menschheit das sowieso missglückte Unternehmen zu beenden. Man erhöht unter Einsatz aller verfügbaren Raketen die Geschwindigkeit derart, dass das Schiff bereits bei seinem Eintritt in die Atmosphäre zu Staub und in Atome zerfallen muss." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk, 8. Jg., Heft 2, 10.1.1930, S. 17)
Produktions- und Sendedaten
- ORAG - Ostmarken Rundfunk AG (Königsberg) 1930
- Erstsendung: 16.01.1930 | 20:25 Uhr
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Königsberger Rundfunk (Programmzeitschrift)
Rezensionen (Auswahl)
- H. A.: Der Deutsche Rundfunk, 8. Jg., Heft 5, 31.1.1930, S. 67.