Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Lola Landau
Der Umzug
Drama in einem Aufzug
Regie: Walther Ottendorff
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans C. Müller Der Mann Ursula Krieg Die Frau Herta Wolf Ihre Mutter Fritz Kleinke Ein Packer N. N. Ein Kind
"Die Orag bringt Lola Landaus einaktiges Drama 'Der Umzug'. Die Verfasserin kommt dabei wohl überhaupt zum erstenmal auf einer Sendebühne zu Worte, und das macht dieses Spiel doppelt interessant. Der 'Umzug' ebenso wie Lola Landaus erstes und umfassenderes, aber mehr auf Theaterwirkung gestelltes Werk 'Die Wette mit dem Tod', ein mittelalterliches Märchenspiel, verrät eine ganz eigenartige, starke und sehr weibliche dichterische Begabung. Feinfühlig und psychologisch einprägsam schildert Lola Landau im 'Umzug' die letzte Auflösung eines Ehehaushalts. Die Scheidung ist längst ausgesprochen, alles ist rechtlich geregelt und gut geordnet, und nun werden Möbel und Kisten aus dem Heim fortgetragen, das die Eheleute sieben Jahre lang bewohnten, in dem sie ein Kind bekamen, und in dem alle ihre Erinnerungen, böse und gute, verwurzelt sind. In solcher Stunde drängen sich der Frau, die durch die immer leerer werdenden Räume schreitet, von allen Seiten Erinnerungen auf. Sie will zurück, will in der Wohnung und bei dem Manne bleiben, und auch er will wieder zu ihr. Mit dem alten Strindberg-Motiv kommt es uns entgegen: 'Unser Leben hier kann nie ganz abgebrochen werden. Es geht weiter, die Erinnerungen laufen schnurgerade ins Endlose. Eine Ehe kann nie ganz geschieden werden.' Doch es gibt zwischen den beiden keine Einheit mehr, sie können sich nur noch quälen! Die bösen Erinnerungen an das, was sie einander angetan haben, sind stark wie die guten, und so ist alles zu Ende. Der Mann geht fort, die Wohnung ist leer geräumt, und ohnmächtig trägt man die Frau als letztes hinaus." (N. N.: Europa-Stunde, 3. Heft, Jg. 1930, 17.1.1930, S. 5)
"In der Wohnung ist alles zum Umzug bereit, Glas und Porzellan, alle Geräte sind verpackt, und die Träger schleppen Möbel und Kisten hinaus auf die Straße in den großen Möbelwagen. Das Ehepaar, das hier wohnte, hat sich nach siebenjährigem Zusammenleben scheiden lassen, der Haushalt wird aufgelöst und geteilt, die Mutter der Frau ist eifrig beschäftigt, der Tochter alles ihr Zukommende zu bewahren und gut forttransportieren zu lassen. Doch die Frau kann sich noch nicht trennen: Sie läuft zwischen den Möbeln umher, die eines nach dem andern von ihrer alten Stelle getragen werden, und gibt sich immer wieder dem Gefühl des Verwurzeltseins mit diesem Heim und diesem Hausstand hin. War sie selbst schuld am Zerbrechen der Ehe, war es der Mann? Es gibt wohl keine Schuld im eigentlichen Sinne, oder auch, es gibt nur Schuld auf beiden Seiten - das offenbart die letzte Unterredung mit dem Manne. Diese beiden Menschen sind durch langjährige Gewohnheit, durch ein Kind aneinander gebunden, vielleicht lieben sie sich auch noch, aber es ist alles zwischen ihnen verschüttet, sie müssen sich trennen." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk, 8. Jg., Heft 3, 17.1.1930, S. 17)
Produktions- und Sendedaten
- ORAG - Ostmarken Rundfunk AG (Königsberg) 1930
- Erstsendung: 20.01.1930 | 20:30 Uhr | ca. 60'00
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Europa-Stunde (Programmzeitschrift); Die Orag (Programmzeitschrift)