Originalhörspiel, Musikalisches Hörspiel
Autor/Autorin:
Gerhart Hermann Mostar
Pan Stjepan
Singfabel
Regie: Carl Blumau
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Irma Schröder von der Linde Frauenstimme Johannes Trefny Männerstimme Musik: Gerhard Muschter (Gitarre)
"'Pan Stjepan' stellt, formal betrachtet, einen neuartigen Versuch insofern dar, als hier eine Begebenheit von zwei Stimmen, einer männlichen und einer weiblichen, berichtet wird, und zwar teils in Liedern, teils in kurzen Erzählungen. Der Autor Gerhart Herrmann Mostar nennt das Werk eine 'Singfabel'. Für die (musikalische) Begleitung schreibt er Harfe oder Gitarre vor. Der Gang der legendären Handlung ist kurz folgender: Stjepan Milic zieht mit seiner Flöte ruhelos von Dorf zu Dorf und spielt in den Wirtshäusern. Jeder kennt ihn, doch keiner weiß, woher er kam, und was sein Schicksal ist. Eines Abends, da Stjepan beim Schnaps in tollem Taumel seine Flöte spielt, tritt die Mutter Gottes zu ihm und führt ihn hinaus. Ihr erzählt er sein Leid. Er hat seine Geliebte, die schöne, wilde Frau, verloren. Nun suchen sie zusammen nach ihr, finden sie aber nicht. Endlich gesteht Stjepan, daß er sie ermordet hat. 'So sollst du mich lieben, Stjepan Milic!' ist Marias Antwort auf diese Beichte. Aber Stjepan flieht vor ihr, aus Angst, er werde auch sie erschlagen. Drei Tage lang sucht nun Maria den Unglücklichen, und als sie ihn in einem kleinen Dorfgasthaus findet, tritt sie in der Gestalt der schönen, wilden Geliebten vor ihn hin. Jetzt erwacht Stjepans Herzensglut aufs neue. 'Meine Geliebte habe ich wieder, die ich erschlug, und meine Flöte, die stumm war!' So jubelt er. Als er sich aber getäuscht sieht und Maria erkennt, will er sie mit einem brennenden Holzscheit erschlagen. Aber das Feuer verlöscht, er schlägt ins Dunkle. Groß und heilig erscheint Maria in lichtem Glanz vor ihm. Er fragt: 'Heilige Fraue Maria, wo ist, die ich einst erschlug?' Sie antwortet: 'Ach, Stjepan Milic, wohl kam sie wieder zu dir; du hast ihr Antlitz erschlagen, ihr Herze pocht ewig in mir.' Nun weiß Maria, daß Stjepan nur aus übergroßer Liebe sündigte und darum kann sie ihm vergeben. 'Maria aber ging leise auf ihn zu und legte ihre Hand weich auf sein Herz. Da läutete das wilde Herz ruhig aus und verklang ... " (Dr. H. R.: Die Mirag, Nr. 8, 22.2.1930, S. 18)
Weitere Informationen
Laut der "Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik. Hrsg. von Joachim-Felix Leonhard. München 1997. S. 1162" gehörten die Singfabeln Mostars zu den "Prototypen rundfunkspezifischer Kunst", bei denen die "Eignung des Hörfunks zur Vermittlung von Musik" genutzt wurde. Rainer Strzolka nennt die Singfabel "wesentlich" "für die Entwicklung des Hörspiels, weil hier erstmals die Wirkung einer am Wort orientierten Darstellung konsequent umgesetzt wurde" (Rainer Strzolka: Abriss zur Geschichte des Hörspiels in der Weimarer Republik, Hannover 2004, S. 120)

Produktions- und Sendedaten
- MIRAG - Mitteldeutsche Rundfunk AG (Leipzig) 1930
- Erstsendung: 23.02.1930 | 18:30 Uhr | ca. 30'00
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Die Mirag (Programmzeitschrift); Die Sendung (Programmzeitschrift)
Rezensionen (Auswahl)
- Rainer Strzolka: Abriss zur Geschichte des Hörspiels in der Weimarer Republik, Hannover 2004. S. 119f.
- Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik. Hrsg. von Joachim-Felix Leonhard. München 1997, S. 1162.
- N. N.: Die Sendung, 7. Jg., No. 8, 21.2.1930, S. 15 (Alternative Inhaltsangabe)