Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
John Steinbeck
Früchte des Zorns (4. Teil)
Vorlage: The Grapes of Wrath (Roman, englisch)
Übersetzung: Klaus Lambrecht
Bearbeitung (Wort): Christiane Ohaus
Komposition: Stephanie Nilles
Dramaturgie: Michael Becker
Regieassistenz: Leo Schenkel, Luca Toboll, Sarah Veith, Simon Hastreiter
Musik: Stephanie Nilles, Thomas Deakin
Regie: Christiane Ohaus
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Burghart Klaußner Erzähler Astrid Meyerfeldt Chronistin Werner Wölbern Chronist Barbara Nüsse Erzählung „Die Schildkröte“ Patrick Güldenberg Tom Joad Johanna Gastdorf Mutter Joad („Ma”) Rainer Bock Vater Joad („Pa“) Tom Scherer Al Joad Hedi Kriegeskotte Großmutter Joad („Granma“) Wolf-Dietrich Sprenger Großvater Joad („Grampa“) Marek Harloff Noah Joad Wolfgang Michael Onkel John Linn Reusse Rose of Sharon Joad („Rosasharn”) Lina Stoimenovski Ruthie Joad (12 Jahre) Joon Staschen Winfield Joad (10 Jahre) Gustav Peter Wöhler Jim Casy Simon Schwan Connie Lars Rudolph Muley Graves Markus John Fahrer Maja Schöne Sairy Wilson Matthias Matschke Ivy Wilson + Polizist Josef Ostendorf Tankwart Matti Krause Zollbeamter + Polizist Bernd Grawert Besitzer + Mann im Anzug Tim Grobe Zerlumpter + Schläger + Mann Merlin Sandmeyer Sohn + Tänzer Uli Pleßmann Vater + Provokateur Victoria Fleer Jehovitin Yorck Dippe Sheriff + Mann in Weedpatch Jonas Nay Einäugiger+Bürgerwehr+ Schläger Stephanie Nilles Mrs. Wallace Ole Lagerpusch Wilkie Wallace Michael Wittenborn Tim Wallace Mirco Kreibich Floyd Samuel Weiss Kontaktor + Buchhalter Till Huster Polizist Joe + Wächter Konstantin Graudus Mr. Thomas + Jackson Peter Kaempfe Wächter + Black Hat Gabriela Maria Schmeide Lisbeth Christiane von Poelnitz Große Frau + Kellnerin Tilo Werner Vorsteher + An-/Absagen Sabine Orléans Jessie Peter Franke Huston Johannes Hegemann Jule + Junger Mann Steffen Siegmund Angestellter auf der Hooper Farm Stephan Grossmann Verkäufer Victoria von Trauttmansdorff Mrs. Wainwright Achim Buch Mr. Wainwright Felix Lengenfelder Junge
„Es gibt Verbrechen hier, die nicht zu schildern sind. Es gibt Leid hier, das Tränen nicht ausdrücken können. (...) Und in den Augen der Hungernden steht ein wachsender Zorn. In den Herzen der Menschen wachsen die Früchte des Zorns und werden schwer, schwer und reif zur Ernte.“ – John Steinbecks Epos „Früchte des Zorns“ erschien am 14. April 1939 in den USA, stürmte die Bestsellerlisten und wurde bis heute mehr als 15 Millionen Mal verkauft. Grundlage war seine Reportage-Serie für die San Francisco News über das Schicksal der Wanderarbeiter auf kalifornischen Obstplantagen in der Mitte der 1930er Jahre. Nach Dürre und Missernten zogen die Farmer Oklahomas zu hunderttausenden heimat- und mittellos über die Route 66 in den vermeintlich goldenen Westen. Doch die als „Okies“ verspotteten Migranten wurden ausgebeutet und gehasst. Viele endeten in Elendslagern oder am Straßenrand, der Kampf um Arbeit wurde zum Kampf ums Überleben.
In Steinbecks Geschichte befindet sich unter den Schutzsuchenden die Familie Joad. Zunächst optimistisch, dann immer verzweifelter kämpfen die Joads um Würde, persönliches Glück und den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die journalistischen Feldstudien des Autors bilden einen eigenen parabelhaften Erzählstrang, den die Bearbeiterin und Regisseurin Christiane Ohaus für die Hörspielserie zu einem Zyklus aus 14 „Chroniken“ formt. Gemeinsam mit der Komponistin und Sängerin Stephanie Nilles und Musiker Thomas Deakin hat sie dazu einen großen und anspielungsreichen Soundtrack geschaffen - zwischen Folk, Jazz, Country, Bluegrass, klassischen Klavierstücken und vom musikalischen Theater Kurt Weils inspirierten Arrangements.
1940 erhielt John Steinbeck für „Früchte des Zorns“ den Pulitzer-Preis: Ein wütender Appell an die Menschlichkeit – gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. 2024 ist es ein Stoff der Stunde, der die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrise und der Delegitimierung demokratischer Institutionen, zwischen Migrationsbewegung und dem menschengemachten Klimawandel vorführt.
4. Teil:
Nachdem Noah am Fluss zurückgeblieben ist, verliert die Familie bei der Weiterfahrt ein weiteres
Mitglied. Ma saß die ganze Nacht, ohne ein Wort zu sagen, neben der Leiche von Granma. Nach
einem Armenbegräbnis erreichen sie Hooverville, ein trostloses Cam p aus Baracken. Endlich in
Kalifornien angekommen, erfahren sie, dass die Masse an hergelockten Arbeitern nur dazu dient,
die Löhne auf den Plantagen weiter zu drücken. Als ein Anwerber kommt, eskaliert die Situation.
Tom stürzt sich auf einen
Polizistin, wofür sich Casy als Sündenbock verhaften lässt.
Ein wütender Mob will alle „Okies“ vertreiben und setzt Hooverville in Brand. Die hochschwangere
Rose verzweifelt, da ihr Mann spurlos verschwunden ist. In Weedpatch, einem staatlichen Camp,
finde n die Joads endlich saubere Unterkünfte und gutherzige Menschen vor. Tom findet sofort
Arbeit auf einer Farm, doch der Besitzer warnt vor einer geplanten Provokation bei einer
Tanzveranstaltung. Die Polizei soll das staatliche Camp stürmen, damit sich die Leute nicht an die
gute Behandlung gewöhnen.
[darin: "Chronik: Dreihunderttausend…" (2)]
Weitere Informationen
John Steinbeck, 1902 in Kalifornien geboren und 1968 gestorben in New York, war ein unermüdlicher Porträtist derjenigen, für die sich der American Dream nicht einlöste. Er wurde als Autor gefeiert und u.a. mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, gleichzeitig wurden seine Werke, so auch „Früchte des Zorns“, aus amerikanischen Bibliotheken verbannt, weil sein Kampf für soziale Gerechtigkeit und gegen die Zerstörung der Natur als Angriff auf den „American Way of Life“ verstanden wurde. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reiste er durch Europa, Nordafrika und Russland. 1952 landete Steinbeck mit „Jenseits von Eden“ seinen weltweit größten Romanerfolg. 1962 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Bearbeitung und Regie:
Geboren in Osnabrück (Jahrgang 1959), studierte Christiane Ohaus Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. Bei einem Volontariat im RIAS Berlin lernte sie das Hörspiel kennen und lieben. Ab 2012 arbeitete sie bei Radio Bremen als Hausregisseurin. In dieser Zeit realisierte sie u.a. „Der Steppenwolf“, „Madame Bovary“ oder „Jane Eyre“ als Hörspiele. Von 2012 bis 2022 war sie für den NDR als Redakteurin, Dramaturgin und Hörspielregisseurin in der Abteilung NDR Radiokunst tätig. 2021 arbeitete sie mit der Komponistin Stephanie Nilles an der Hörspielserie „Jenseits von Eden“, die mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Aufgrund dieser Arbeit konnten die Erben John Steinbecks überzeugt werden, dem Team auch „Früchte des Zorns“ anzuvertrauen und für das Hörspiel einzurichten.
Komposition, Musik, Gesang:
Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles (Jahrgang 1983) wurde am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet. Danach ließ sie die Musikwelt zunächst hinter sich. In New York taucht sie später in die Welt der Folk- und Jazzclubs ein, besucht Poetry Slams und beginnt an eigenen Texten und Vertonungen dafür zu arbeiten. Sie geht als Songwriterin und Performerin auf Tour. 2021 erschien ihr siebtes Album in den USA wie auch Europa und enthält ihre Bearbeitungen von Kompositionen des amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus. Nach der Zusammenarbeit mit Christiane Ohaus bei der Adaption von „Jenseits von Eden“ ist dies ihre zweite Arbeit als Komponisitn, Musikerin und Sängerin im Hörspiel.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 2024
- Erstsendung: 07.12.2024 | NDR Kultur | 18:04 Uhr | 88'07