Originalhörspiel, Kurzhörspiel
Autor/Autorin:
Lars Werner
Das normale Haus
Technische Realisierung: Friedrich Byusa Blam
Musik: Friedrich Byusa Blam
Regie: Lars Werner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Mariann Yar Lea Ostrovskiy Franziskus Claus
"Das normale Haus“ von Lars Werner erhält den Hörspielpreis „max15“ für das beste Kurzhörspiel der freien Szene 2024. Die Verleihung fand im Rahmen der ARD Hörspieltage im Zentrum für Kunst und Medien ZKM Karlsruhe statt. Die Stücke wurden anonym eingereicht und durch eine Jury von Deutschlandfunk Kultur, ARD, ORF, SRF und ZKM ausgewählt. Hier die Jurybegründung:
„Das Gewinnerstück ist ein atemloses Stück Erzählkunst. Zwei Erzählerinnen reißen uns mit in einen Strudel aus parallelen Ebenen, verwinkelten Anspielungen, einflussreichen Verschwörungserzählungen und ihrer Dekonstruktion. Beschleunigung, Vollbremsung, Zeitsprung: Es werden in 15 Minuten so viele Weltentwürfe etabliert und wieder in Frage gestellt, in die eine Richtung angedeutet und in die andere gedreht, dass man kaum glaubt, nur 15 Minuten gehört zu haben. „Das normale Haus“ ist ein selbstreflexives Hörspiel, welches das Schreiben von Erzählungen und ihre Wirkung ständig befragt und die Mechanismen der politischen Einflussnahme durch Desinformation von außen und innen zugleich beleuchtet. Die Frage „Was ist wahr?“ wird in diesem Hörspiel nicht bloß thematisiert, sie wird performativ. Der akrobatische Umgang mit Erzähltechniken ist nicht bloß auf einen Effekt aus, sondern reflektiert ganz praktisch die Machart von Verschwörungserzählungen. In diesem Hörspiel entdeckt man auch beim dritten und vierten Hören immer wieder etwas Neues. Es fordert die Hörer:in heraus, stellt Bestehendes in Frage und weckt das Bedürfnis nach eigener Recherche. Am Ende des Hörspiels wird angedeutet, dass die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz jede Art von Gegenrede in den Schatten stellen kann. Alles, was geschrieben wird, ist nur weiteres Material, mit der die KI trainiert wird. Zugleich lässt Lars Werner uns hoffen, dass ein künstlerisches Hörspiel, das uns angriffslustig herausfordert, doch wenigstens einen Gegenpol zur Desinformation aufzeigen kann, von dem aus wir uns gemeinsam zu einer Gegenstrategie aufmachen können. Denn seine Twists evozieren häufig eine doppelte Erkenntnis: Ja, vielleicht ist alles fake. Aber nein, es ist nicht alles verloren. Dieses kluge und vielschichtige Hörspiel über Wahrheit, Fake und den Kampf um's Narrativ im Zeitalter von Hate Speech und Desinformation hat die Jury überzeugt.
Weitere Informationen
Lars Werner (*1988 in Dresden) studierte Medienkunst in Leipzig und London, sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Für sein Stück „Weißer Raum“, dass das Erstarken rechter Bewegungen thematisierte, erhielt er 2018 den Kleist-Förderpreis und 2019 das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin. Sein Stück „Die ersten hundert Tage“ war 2024 für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. 2023 erschien sein Debütroman „Zwischen den Dörfern auf hundert“ bei Albino Berlin.
Produktions- und Sendedaten
- Lars Werner 2024
- Erstsendung: 28.11.2024 | Deutschlandfunk Kultur | 22:03 Uhr | 15'25
Auszeichnungen
- Nominiert für den Hörspielpreis max15 2024
- Hörspielpreis max15 2024
Rezensionen (Auswahl)
- N. N.: "max15-Preis 2024 für 'Das normale Haus' von Lars Werner", in: Hoerspielkritik.de vom 11.11.2024. (Inklusive Begründung der Jury)