Originalhörspiel

Autor/Autorin: Georg W. Pijet

Treibjagd

Ein Hörspiel
Ursendung

Regie: Herbert Brunar

"Treibjagd - das ist die Jagd, die das Leben mit arbeitslosen Menschen veranstaltet, das ist die Jagd, die diese Menschen in Verzweiflung, in Verbrechen, in Einsamkeit treibt. In diesem Stück wird das Schicksal eines Erwerbslosen, der ausgesteuert ist, geschildert. Er gerät mit seiner Familie in einen schweren Konflikt, der durch seine wirtschaftliche Situation hervorgerufen wird. Er will allen weiteren Demütigungen aus dem Wege gehen und flieht aus der Heimat in die weite Welt. Er kommt auf die Landstraße, die in Massen von Arbeitslosen bevölkert wird. Eines Tages trifft er einen gleichaltrigen Jugendlichen, den ähnliches Schicksal in Hunger und Kälte hinausgejagt hat. Und eines Nachts, als sie beide erschöpft auf dem harten Waldboden liegen, reift in ihnen der Plan, einen D-Zug zum Stehen zu bringen. Es wird ihnen gar nicht bewußt, welches Unglück sie planen. Mit Angst und Spannung harren sie dem Zug entgegen und sind starr und entsetzt, von Grauen geschüttelt, als sie sehen, was sie mit ihrer Gedankenlosigkeit angerichtet haben. Wie müde, gehetzte Tiere fliehen sie von der Stätte des Unglücks, fliehen Tag und Nacht durch den Wald, bis die Polizei sie ergreift. Die Gerichtsverhandlung, ein Höhepunkt der dramatischen Schilderung, entwirft das grausige Bild einer Jugend, die in unserer Zeit zur Arbeitslosigkeit verdammt ist. Und während zwei Todesurteile gefällt werden, zwei Lebensschicksale sich vollenden, stehen auf dem Platz in der Stadt wieder zwei junge Arbeitslose, ziel- und tatenlose Menschen, von denen niemand weiß, ob sie der Gefahr des Verbrechens entgehen werden." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk, 9. Jg., Heft 21, 22.5.1931, S. 66)

Weitere Informationen
Im Anschluss an das Hörspiel wurde unter dem Titel "Um Pijets Arbeitslosen-Hörspiel" ein Streitgespräch zwischen Universitätsprofessor Dr. Siegfried Marck , Dr. Hans Hermann Adler und Dr. Roman Reisse sowie Georg W. Pijet ausgestrahlt.