ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Vier Jahre und ein Tag
Komposition: Hans-Martin Majewski
Technische Realisierung: Rudolf Meister
Regie: Ludwig Cremer
Eine Frau hat vier Jahre auf die Rückkehr ihres vermißten Mannes gewartet. Als er endlich kommt, nimmt sie sich in der Nacht das Leben. "Warum?" fragen die Leute, "sie hat doch nie etwas getan, dessen sie sich schämen müßte". "Warum", fragt auch der Mann, "wir waren doch glücklich über das Wiedersehen. Natürlich war sie etwas verändert, aber schließlich waren wir ja lange getrennt. Oder hatte sie, weil sie vielleicht nicht allein mit allem fertig werden konnte, einem, der ihr geholfen hatte, mehr als nur freundschaftlichen Dank gegeben?" Eine ganze Stufenleiter von Empfindungen erleben wir, von Bestürzung über Empörung zur Verzweiflung. Schließlich stellt sich der Mann die Frage: "Warum hat sie es mir nicht gesagt? Ich hätte doch...". Hätte er wirklich, durfte sie so viel Vertrauen haben? Hatte er ihr nicht gesagt, als sie einen ähnlichen Fall erzählte, daß er nie verzeihen könnte? Es war ein unbedachtes Wort, theoretisch hergeleitet. Christian Bock stellt die Frage: Muß nicht der Mensch, um den es geht, der alleinige Maßstab für ein Urteil in Dingen sein, die nur zwei oder drei Menschen angehen. Er fragt unnachsichtig und nimmt das Schicksal der beiden nur als Anlaß, die Unsicherheit, die Ratlosigkeit und den Umsturz der Begriffe unserer Zeit in schonungsloser Offenheit aufzuzeigen.