Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel

Autor/Autorin: Ernst Schnabel

Der 29. Januar 1947

Technische Realisierung: Rudolf Meister, Gabriele Stoll

Regie: Ludwig Cremer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/Sprecherin
    Georg Eilert
    Marga Maasberg
    Erich Weiher
    Josef Dahmen
    Marianne Wischmann
    Renate Densow
    Inge Meysel
    Gisela Mattishent
    Wolfgang Arps
    Willy Schweissguth
    Gustl Busch
    Manfred Steffen
    Hans-Conrad Goeseke
    Rudolf Fenner
    Hans Quest
    Louise Dorsay
    Karin Jacobsen
    Walter Klam
    Liselotte Willführ
    Viola Wahlen
    Kurt Meister
    Erna Nitter
    Heinz Ladiges
    Karl-Heinz Jage
    Hilde Krahl
    Ida Ehre
    Heinz Scheider
    Hermann Schomberg
    Thekla Ahrens
    Wilhelm Kürten
    Else Theel
    Hanni Hagel-Appelt
    Horst Klausnitzer
    Richard Helsing
    Hans-Werner Siem
    Manfred Lotsch
    Helga Scholefield
    Lotte Fischer-Klein
    Barbara Linau
    Charlotte Kramm
    Tilla Hohmann
    Carl Voscherau
    Karl Kramer
    Gertheinz Böning
    Hanns Karl Kubiak
    Erik Dulz
    Lilly Osmarr
    Mary Werner
    Gertrude Berry
    Horst Becker
    Harry Oemig

Ernst Schnabel  bat während des Winters 1946/47 über den Sender die Hörer: jeder möge ihm seinen Tagesablauf am 29. Januar 1947 brieflich schildern, damit er aus allen Zuschriften das authentische Bild eines Tages in Deutschland während jenes harten Nachkriegswinters schaffen könne. Die 35.000 Zuschriften, die er dann unter Mithilfe einer Gruppe von Studenten als [...], fügte er mit Gewissenhaftigkeit zu einem Panorama zusammen, das sowohl formal als auch inhaltlich bemerkenswert wurde: sozusagen ein sozialanalytisches Monumentalbild der Nachkriegsnot.

Das Hörspiel-Feature besteht aus einer Folge winziger Szenensplitter. Die Schicksale der (mehr leidenden als handelnden) Personen, die in ihnen auftreten, werden im Laufe der Sendung immer wieder in neuen Szenenandeutungen verfolgt - und zwar mit dem Wechsel der Tageszeiten. Die eigentliche »Handlung« ist nämlich das Verstreichen eines Tages genau von Mitternacht zu Mitternacht: des 29. Januar 1947. Dies wird klar dadurch, daß mehrere Sprecher (Erzähler) die jeweilige astronomische, meteorologische, kosmische usw. Situation während dieses grimmig kalten Tages zwischendurch immer wieder zur Kenntnis bringen, wobei sie zugleich die Szenchen und Schicksale kommentierend verbinden. - Die Fülle der dargestellten Vorgänge kann in Kürze nicht beschrieben werden. Das Stück hat mehr als hundertfünfzig Stimmen, ungezählte Handlungen klingen darin an, in denen es fast stets um nackte Not, um Essen und Wärme und um die tröstende Kraft der Liebe zwischen den Geschlechtern geht. Zusammenfassend ist folgendes zu sagen: Schnabel hatte sich Anfang Januar 1947 an die Hörer des NWDR gewendet und sie gebeten, ihm brieflich ihre Erlebnisse am Stichtag, dem 29. Januar, mitzuteilen. Fünfunddreißigtausend Briefe gingen ein. Schnabel schrieb aus den darin enthaltenen Angaben, die er mit Hilfe von Lekoren - Studenten - registrierte, die Szenen. Es handelt sich also um poetisch rekonstruierte Schnappschüsse der Wirkichkeit während der schlimmsten Notzeit im Winter 1946 bis 1947. Darum wird das Werk als Dokument seine Bedeutung wohl immer behalten. Ob das Stück als Hörspiel oder als Feature angesehen wird, hängt weniger von seiner Form ab, die durchaus hörspielartig genannt werden kann, als vielmehr von seiner Entstehung und seiner Absicht, Wirklichkeit zu dokumentieren. Entscheidend für die Beantworung der Frage ist, ob man den Akzent darauf legt, daß in dem Text nur berichtet - oder daß in ihm auch dichterisch gestaltet wird. - Schnabel hat den gleichen Versuch, mit Hilfe von Hörerbriefen einen Tagesablauf zu beschreiben, 1950 noch einmal unter dem Titel "Ein Tag wie morgen wiederholt". 1950 ergaben sich sogar achtzigtausend Zuschriften. Da jedoch die Ausnahmesituation damals bereits vorüber war, dürfte die Sendung von 1947 heute und in Zukunft die interessantere sein. Der 29. Januar wurde später auch unter dem Titel "Nachkriegswinter" wiederholt. (Text aus Reclams Hörspielführer. Hrsg. von Heinz Schwitzke. Stuttgart 1969. S. 536f.)

Weitere Informationen
Zur Beteiligung von Thekla Ahrens, Wilhelm Kürten und Else Theel gibt es widersprüchliche Angaben. Ihre Mitwirkung kann letztlich nicht einwandfrei bestätigt werden.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Nordwestdeutscher Rundfunk 1947
  • Erstsendung: 16.05.1947 | 72'30

Veröffentlichungen

  • Kassetten-Edition: Ernst-Klett-Verlag 1988

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