ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Orest
übersetzt aus dem Serbokroatischen
Übersetzung: Milo Dor
Komposition: Friedrich Scholz
Technische Realisierung: Dönitz, Schulze
Regie: Gert Westphal
Der Lyriker und Dramatiker Jovan Hristic, 1933 geboren, gehört zur jüngsten Generation serbischer Autoren. Sein bisher einziges Theaterstück "Die reinen Hände" wurde am Jugoslawischen Dramatischen Theater in Belgrad uraufgeführt. In seinem erstem Hörspiel wandelt der Autor die antike Überlieferung ab und gelangt zu einer eigenwilligen Deutung. Zwar kehrt Orest auch bei ihm als Rächer nach Argos zurück. Aber bei seinem Gang durch die Straßen der Stadt, beim Anblick Klytämnestras und Ägists, die seinen Vater töteten, fällt nach und nach der Gedanke der Rache von ihm ab, schon wandelt sich sein Haß in Zweifel und Skepsis gegen sich selbst. "Wir sitzen hier", sagt er zu Ägist und Klytämnestra,"als hätten wir uns nie gesehen, und versuchen, zusammen zu sein. Ich versuche es wenigstens, um euch töten zu können." Aber er muß erkennen, daß die Menschen, denen er begegnet, nicht mehr seine Feinde von einst sind. Ihre Tat gehört der Vergangenheit an. Orest verläßt Argos, ohne die Rache zu vollziehen. Hristic verficht in seinem Hörspiel das Vorrecht der Vernunft gegenüber einer Welt dumpfer Gefühle und Triebe.