Hörspiel

Autor/Autorin: Werner Wieberneit

Liebespaare einst und jetzt. Ein amouröses Tugendgespräch

Technische Realisierung: Göderitz

Regie: Ulrich Gerhardt

Die jungen Menschen von heute, sagt man, seien emotional unterkühlt. 'Versachlichung der Gefühle' ist ein Schlagwort, das selbst in die Spalten der Tagespresse Eingang gefunden hat. Diese Versachlichung habe auch vor der Liebe nicht halt gemacht - sie sei abgemagert zur bloßen Sexualität."Heute muß man geradezu einen Abbau der Kultivierungen und erotischen Durchdringungen der Sexualität zugunsten eines immer massiveren Interesses am bloßen sexuellen Vollzug konstatieren, ja eine Abneigung dagegen, mehr an emotionalem Kapital zu investieren, als unbedingt sachgerecht ist", heißt es in der SOZIOLOGIE DER SEXUALITÄT von Helmut Schelsky. Das heißt: es wird der Verlust von etwas festgestellt, das es früher gegeben hat. Aber - wie will man das feststellen? Wer das praktisch durchprobieren will, der tanze einmal Rock'n Roll und einmal Tango und der Unterschied dürfte deutlich genug werden. Wer das eine oder andere nicht kann, dem bleibt die Literatur als Zeugnis der Zeit. Die Liebe war immer ihr bevorzugtes Thema. Gerade in der modernen Literatur zeigt sich aber diese Abmagerung der Liebe, ihre Versachlichung, ihre Reduzierung auf die Sexualität. Davon wird in dieser Sendung gesprochen: von der Liebe, ihrem Wandel, der Versachlichung. Wer ist legitimiert darüber zu sprechen? Eigentlich doch nur Liebende. Aber wenn Liebende über die Liebe und ihren Wandel sprechen, über Liebespaare einst und jetzt, kann es leicht zum Streit kommen. Situationen, die dazu Anlaß bieten, gibt es genug.Und so ist dies ein Streitgespräch geworden, ein Streitgespräch eines Liebespaares über die Liebe, in dem jeder die Literatur, die alte und die neue - als seine Beweismittel vorbringt, zufällig, nicht immer ganz logisch - wie das in Streitgesprächen ist.