Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Moscheh Ya-akov Ben-Gavriel
Ein Löwe hat den Mond verschluckt
Vorlage: Ein Löwe hat den Mond verschluckt (Erzählung)
Regie: Egon Monk
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Horst Niendorf Gordon Helmut Ahner Leonardo, sein Boy Hans Putz John Putnam Wolfgang Schill Der kleine Putnam Ottokar Runze Geoffrey King Harry Langewisch Pater Alexander Albert Johannes Der Untersuchungsrichter Friedrich Maurer Wheeler, ein Zeuge Stanislaw Ledinek Snyder, ein zweiter Zeuge Paul Paulschmidt Der Gerichtsdiener Kurt Buecheler Ein deutscher Hauptmann Georg Arnim Stimme Fred Siebert Stimme Josef Wilhelmi Stimme
Als dem britischen Ornithologen Gordon mitten im afrikanischen Busch der Besuch eines Forscherkollegen angezeigt wird, weckt diese Tatsache bei ihm gespannte Aufmerksamkeit. Dieser Besuch wird anders sein als die normale gastfreundliche Kontaktnahme zweier Landsleute. Das weiß Gordon, denn er erwartet in den Besucher in vollem Bewußtsein einen Gegner. Und als die beiden Männer - Gordon und King - sich im Bungalow gegenübersitzen, geht Gordon auf sein Ziel zu: den Fremden zu entlarven. Draußen geben die Eingeborenen in der Trommelsprache eine Nachricht weiter, ein man-eater, ein auf Menschenfleisch lüsterner Löwe durchstreift die Gegend, - so wenigstens deutet der Negerboy irrtümlich die Signale. Aber diese Atmosphäre der Gefahr trägt dazu bei, daß Gordon langsam und mit psychologisch überlegten Kniffen vorgeht und seinen Gegner in die Enge treibt: Wie war doch der Name - Dr. King? Nun, er kenne da einen King, der eine dunkle Vergangenheit habe - einen Mann, der gar nicht King heiße, sondern Putnam. Dieser John Putnam, ein innerlich leerer Mensch, hat zweimal im Leben seiner krankhaften Sucht nachgegeben, die Rolle eines anderen zu spielen. Schon in der Jugend hat sich dieser Zug, ein Zug zur Feigheit - sagt Gordon, bemerkbar gemacht. Dann aber, während des Krieges, in einem deutschen Gefangenenlager, hat King noch einmal eine Chance gesehen, sein eigenes unbedeutendes Leben gegen ein anderes einzutauschen; eine Rolle zu spielen, die ihm nicht zukam. Er hat damit einen anderen aus dem Weg geräumt, hat sich dessen Namen, Ruf und Titel, dessen gesellschaftliche Stellung erschlichen. Damals hat er durch Verrat an die deutsche Lagerführung den Leutnant King in den Tod gehetzt. Weil er - Putnam - selber wie ein Doppelgänger Kings aussah, ist das Spiel leicht gewesen. Gordon, der alle diese Zusammenhänge von einem Freund erfuhr, wartete jahrelang auf die Abrechnung. Nun schleudert er sie dem Hassardeur ins Gesicht, der aus Feigheit und falschem Ehrgeiz das Leben von Gordons Freund King zerstört hat. Unter dem unheimlichen Lärm der Negertrommeln und dem Druck der Anklage stürzt Putnam-King in kopfloser Flucht ins Freie, kommt an einem Graben zu Fall und verblutet im Steingeröll. Hat das Schicksal gerichtet? Und was ist mit dem man-eater, dem gefährlichen Löwen? O nein, erfährt Gordon, von Löwengefahr haben die Trommeln nicht gesprochen - vielmehr von einer Mondfinsternis. Denn dies sei der Glaube einiger afrikanischer Stämme: ein überirdischer Löwe verschluckt den Mond und speit ihn wieder aus.
Produktions- und Sendedaten
- RIAS Berlin 1956
- Erstsendung: 05.09.1956 | RIAS 1 | 63'59