Hörspiel
Autor/Autorin:
Peter Tügel
Das Hotel
Komposition: Friedrich Scholz
Technische Realisierung: Jochen Jähnert
Regie: Egon Monk
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Putz Paddy Helmut Ahner Martio Hans Stiebner Fremder Friedrich Maurer Alter Gert Haucke Beamter Klaus Becker Karl Erich Dunskus Oje Otto Matthies Charly Albert Johannes Herr Rat Stanislaw Ledinek Morasow Dagmar Sörensen Sie Gerda Blisse Georg Arnim Herbert von Boxberger Wolfgang Conradi Hans Mahlau Hans Peters Rudolf Pinz Cläre von Tautphoeus
"Ihr dürft nicht fragen, Herr, Ihr müßt jetzt scheinen. Wir sind im Hotel. In dem Hotel, das sie das Leben nennen, die Jetztzeit, die moderne Welt, - wie Ihr wollt. Ihr müßt hier scheinen, Herr ..." Mit diesen Worten informiert der Diener Paddy seinen Herrn Martio, als sie nach langer Fahrt am Ziel angekommen sind. Dieses so seltsame Hotel ist voll von Gästen, bemerkt Martio. Es gibt sehr komfortable Räume, Spielsäle, Fahrstühle. Aber bei allem Komfort schwebt kalte Nüchternheit durch die Räume. Da fällt Martio ein, daß er eine Tasche vergessen habe. Eine von der Mutter geschenkte Tasche, in der alles Schöne ist. Martio kommt durch sein Suchen auch in die untern Räume, in die Keller und Heizungsanlagen. Die Menschen dort schuften und mühen sich, gehen in der Tretmühle niedrigster Arbeit und bereiten denen oben das Essen und die Zimmerwärme. Martio erfährt von den beiden Freunden Oje und Karl, wie der Aufseher sie niederdrückt. Es muß einen Ausweg geben, dieses Leben unten besser zu gestalten, überlegt er, und schon ruft er die im Keller auf zu gegenseitiger Hilfe, zur wechselseitigen Ablösung von der schwersten Arbeit. Und da spürt er zum ersten Male Glück: er hat einfach etwas getan ohne Frage nach dem Lohn und ohne Warum. Einfach als Mensch. Und das bringt ihm selber den sonst durch lauter Türen verwehrten Aufstieg in die oberen Regionen des Hotels. Eine Laune führt ihn an den Spieltisch. Mit einem Schlage ist viel Geld sein eigen. Aber die Stimme, die nach der verloren gegangenen Tasche ruft, will nicht schweigen. Und abseits des großen Getriebes, in einem romantischen stillen Garten - dem eigentlichen Bauboden, auf dem das monströse Hotel später entstanden ist - da findet Martio ein Mädchen, das ihm die Tasche reicht. Zu zweit ergehen sie sich in den alten Laubengängen. Ein Lebensbezirk öffnet sich ihnen, in dem menschliche Wärme und Vertrauen herrschen. Hinter ihnen liegt das strahlende Hotel, in dessen oberen Etagen das Scheinen regiert, wo die meisten jungen Leute lieber den glatten, übersichtlichen Weg, den Weg der Seelenlosigkeit benutzen. Das junge Paar im alten Park aber weiß den richtigen Pfad. Man kann ihn sich zeigen lassen, aber gehen muß man ihn selbst ... und sich ab und an ein bißchen umsehen, ob man irgendjemand helfen kann und auch ihm den Weg zeigen, damit er ihn gehe ...
Produktions- und Sendedaten
- RIAS Berlin 1956
- Erstsendung: 24.10.1956 | RIAS 1 | 72'02