ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Flamingos
Technische Realisierung: Klaus Kiehn
Regie: Oswald Döpke
In den salzigen Teichen der Camargue nisten die Flamingos, fremdartig auf europäischem Boden und doch verehrt und geliebt von den Bewohnern des Rhone-Deltas. Im Februar des Jahres 1956 gibt es einen für mediterrane Verhältnisse ungewöhnlich kalten Winter. In den über Nacht vereisten Teichen kommen tausende von Flamingos um. Dieses Ereignis wird zu einem Sinnbild für das Schicksal des Mädchens Madeleine Argon. Der Bauer Jacques hat Madeleine vor mehr als zehn Jahren aus dem Kriege mitgebracht, um mit ihr gemeinsam hier auf dem kargen Boden eine kleine Existenz zu gründen. Aber Madeleine ist immer eine Fremde geblieben. Man redet über sie, weil sie kinderlos ist und weil ihre Vergangenheit nicht ganz durchschaubar ist. Man weiß, daß Madeleine damals eine Kollaborateurin war, die nur durch Jacques vor der Verfolgung gerettet wurde. Und dabei war Jacques doch ein Widerstandsmann, ein Maquisard. Trotzdem liebt er sie jetzt mit einer fast übermenschlichen Geduld, weil er an das neue Beginnen, an die mögliche Existenz glaubt. Aber Madeleine wird von einer inneren Unrast fortgetrieben. Als sie durch Zufall den Fernlastfahrer Pierre Laroche trifft, einen Freund jener frühen Tage, verfällt sie der Versuchung der eigenen Vergangenheit. Jacques kann trotz Aufbietung aller Kräfte das Mädchen nicht halten. Aber als er in einer kalten Nacht die Flamingos aus dem Eise befreit, da begreift er das Schicksal Madeleines, das dem der gefangenen und losgeeisten Vögel symbolhaft ähnlich sieht.