ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Erstmal abwarten
Technische Realisierung: Friedrich Wilhelm Häfner, Renate Klein
Regie: Heinz Dieter Köhler
Spät abends noch, während er mit seiner Frau Marmelade einkocht, wird Alfred Kreuzer von seinem Kollegen Herrmann angerufen. Herrmann, dem im Betrieb gekündigt wurde, weil er, so will es eine Intrige, unhaltbare Vorwürfe gegen einen der Direktoren erhoben haben soll, hat am nächsten Morgen eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht. Kreuzer ist Zeuge, der einzige, wie er erfährt, denn drei weitere Kollegen, die in der Lage wären, die Intrige gegen Herrmann aufzudecken, können sich plötzlich nicht mehr erinnern. Kreuzer versichert, die Wahrheit zu sagen, bedrückt legt er sich schlafen und wird bald von schlimmen Alpträumen geplagt. Alpträume, die Erinnerungen an seine Vergangenheit in der DDR ebenso heraufbeschwören wie phantasierte Kündigungsgespräche mit dem Direktor und Verhöre durch die umgefallenen Kollegen. Selbst Herrmann partizipiert an der kalten, vom Autor als typisch deutsch ausgewiesenen Macht. Wird Kreuzer seine Entscheidung noch ändern? In Defranks mit konsequenter Subjektivität geschriebenem Hörspiel interessiert somit nicht der Fall selbst, der Ablauf der Intrige, sondern das psychische Muster, das dadurch ausgelöst wird, die Frage der Selbstzensur als Vorwegnahme äußerer Gewalt in der eigenen Unterdrückung.