Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Jean Paul
Siebenkäs (1. Teil: Lenette, Hauslust und Hausnot)
Vorlage: Siebenkäs (Roman)
Bearbeitung (Wort): Manfred Niehaus
Komposition: Manfred Niehaus
Technische Realisierung: Johannes Kutzner, Eva-Maria Polter, Markus Giza
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Hans Rosenhauer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Helmut Zierl Lutz Mackensy Regine Lamster Knut Hinz Manfred Steffen Gerda Gmelin Peter Faerber Manoel Ponto Helmut Bock Günther Beurenmeister Susanne Barth Peter Lieck Wolfram Schaerf Werner Cartano Franz-Josef Steffens
"Einen der phantasievollsten Romane, den ersten realistischen Eheroman der deutschen Literatur, als Hörspiel zu bearbeiten - in zwei Teilen zwar, aber auf ein knappes Maß zurechtgestutzt - heißt, ihn vereinfachen, Nebenwege, Bilder, Anspielungen weglassen, heißt aber auch, Schwellenangst vor klassischer Literatur abbauen; vielleicht werden Hörer Lust und Zeit finden, den Roman in seiner Gänze nachzulesen. Wenn man Jean Paul Richters Roman "Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvocaten F.St. Siebenkäs im Reichsmarktflekken Kuhschnappel" auf die dialogischen Szenen und ein paar Monologe seiner Protagonisten reduziert, erhält man die realistische Story einer scheiternden Ehe, eines raffinierten Versicherungsbetruges, die Traumvision vom Umsteigen in ein neues, anderes Leben, hier realisierbar durch die Existenz eines Doppelgängers namens Leibgeber, dessen Identität Siebenkäs annimmt, während Leibeber in der Fremde verschwindet (um in Jean Pauls "Titan" als Schoppe wieder aufzutauchen), schließlich die Chance eines Neuanfangs in der Liebe, Siebenkäs glaubt, in Natalie die ihm verwandte Seele gefunden zu haben. - Es geht nun weder Jean Paul noch dem Hörspielbearbeiter darum, die bürgerliche Alltäglichkeit mit dem Abendrot des romantischen Himmels zu überziehen und blühend zu färben, sondern, im Gegenteil, Siebenkäs' Fluchtversuche aus dem Alltag von Kuhschnappel sind ironisch zu messen am tapferen Existenzkampf Lenettes. Auch im zweiten Teil des Hörspiels, in dem sanft die Morgengestalt Nataliens aufgeht, bleibt Lenette die Sonne. - Ausgehend von der These von der materiellen Bedingtheit des GIücks sind Gegenstand des Hörspiels: Bürgerlicher Alltag im 19. Jahrhundert, bei aller Verantwortung von Konventionen die Auseinandersetzung mit ihnen, bei allem Humor und aller Ironie die Präzision der Beschreibung.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1982
- Erstsendung: 25.12.1982 | 89'12