ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Die Trümmer des Gewissens
Bearbeitung (Wort): Hansgünther Heyme
Technische Realisierung: Roland Seiler, Anne Anderer
Regieassistenz: Johannes Hertel
Regie: Hansgünther Heyme
Kernkraftwerks-Explosionen, Aufrüstung, Drohung der Bombe, staatliche Kontrolle der Wissenschaft, Kampf um die Ölländer, Zerstörung der Natur, Selbstzerstörung des aufgeklärten Denkens sind Themen dieses Stückes - Themen, die sich erst in unserer Zeit zur vollen Realität entwickeln, bei der Uraufführung vor mehr als zwei Jahrzehnten aber wie ein Stück pessimistischer Sciencefiction erscheinen mußten. Es ist keine Rückprojektion einer Modevokabel, wenn man Hans Henny Jahnn als den ersten Ökologen unter den modernen deutschen Autoren betrachtet. "Wir kennen einige Daten und Statistiken, die uns die Summe unseres technischen Könnens und die Unterbilanz unserer seelischen Substanzen anzeigen, wir haben es versäumt, uns zu bescheiden und menschlich einzurichten. Wir sind dabei, die Tierheit auszurotten, uns hemmungslos zu vermehren und hemmungslos an die Gewalt, an das Recht des Stärkeren zu glauben, an nichts sonst", schreibt Jahnn während der Arbeit an diesem Stück. 1959, zwei Wochen vor seinem Tod hat Jahnn es abgeschlossen -Jahre bevor das Thema mit Heinar Kipphardts "Oppenheimer" aufs Dokumentartheate r gelangte. Jahnns Drama über den Atomwissenschaftler Chervat, der mit seinen Gewißheiten angesichts offenbar werdender Katastrophen auch seinen Fortschrittsglauben verliert, wollte mehr sein als ein Ideendrama: das Welttheater einer - pessimistischen - Protestbewegung.