ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel



Janusz Anderman

Zellengenossen

übersetzt aus dem Polnischen


Übersetzung: Peter Lachmann

Technische Realisierung: Udo Arndt, Carsten Brüse


Regie: Klaus Mehrländer

Erster Ort: Der Sitzungssaal des ZK-Gebäudes in Warschau: Die beiden geschaßten Politbüromitglieder Dritter und Sechster sind trotz ihrer Niederlage guten Mutes und versuchen ihre Wiedereinsetzung durch eine spontane Besetzung des Sitzungssaales zu erzwingen. Zweiter Ort: Das Gefängnis: Genosse Dritter und Sechster sind zu lebenslänglicher Haft verurteilt und geben dennoch nicht auf. Zur Zeit planen sie einen Hungerstreik, um gegen die schlechte Versorgung im Gefängnis zu protestieren. Andermans Hörspiel-Farce, die so in zwei Teilen den Abstieg und erträumten Wiederaufstieg von zwei ehemaligen Spitzenfunktionären der Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei demonstriert, muß als spontane, noch sehr nah an den authentischen Ereignissen und Folgeerscheinungen der großen Streikwelle des Septembers 1980 angelehnte Reaktion eines Autors der "kritischen Generation" gelesen werden. Faktographisches und fiktionales Spiel verschmelzen miteinander, die Groteske ist trotz ihrer Unverblümtheit nicht verwirklichkeitsfern. Ein Hauch des seit August 1980 immer heftiger über Polen wehenden Anarchie-Windes wird in Andermans Hörspiel eingefangen und weitertransportiert. Trotz der zunehmenden Bedrohung des Landes durch innere und äußere "Ordnungshüter", trotz zunehmender Verschlechterung der Lebensbedingungen der Bevölkerung ist der schwarze Humor weiterhin hoch im Kurs. Dabei ist das Hörspiel voll von Anspielungen und transportiert auf seine Weise mosaikhaft (mit verkehrten Vorzeichen) Grundzüge der polnischen Situation, einschließlich der düsteren Prognosen, die in den rück- und vorwärts gerichteten Schwärmereien der verurteilten und dennoch so zukunftssicheren Funktionären enthalten sind. So gesehen wird das Stück trotz seiner auf volksnahen Humor eingestellten Situationen und Dialoge auch dem weiter bestehenden Ernst der Lage durchaus gerecht. 

Janusz Anderman, geboren 1949, studierte an der Krakauer Universität Slavistik. Bekannt wurde er durch seinen 1976 mit dem Preis für das beste Romandebüt ausgezeichneten Roman "Spiel auf Zeit". Außerdem schrieb er Reportagen, Erzählungen, Filmdrehbücher und Hörspiele. Er lebt in Warschau. (Historischer Pressetext)

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Manfred KrugDritter
Gert HauckeSechster
Maria KrasnaPutzfrau
Arnold MarquisStaschek


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Westdeutscher Rundfunk 1981

Erstsendung: 17.01.1982 | 53'28


AUSZEICHNUNGEN


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