ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Das Gesicht, das mein Gesicht gefangen hält
Technische Realisierung: Jonas Bergler, Silvia Ziese-Einmal
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Ein Student der Germanistik, nennen wir ihn B., kommt an seiner Universität in Kontakt mit anarchistischen Gruppen, ihre Ziele sind verworren, ihre Debatten endlos. So beschließt er, sich mit einem der Väter des Anarchismus zu beschäftigen, mit Michail Bakunin, und ein Buch über ihn zu schreiben. Er geht in die Schweiz und nach Italien, auf den Spuren des späten, des alternden Revolutionärs. Er findet in Locarno des Palazzo, in dem Bakunin die letzten Jahre gelebt hat, in Bologna das kleine Hotel, in dem er als Anführer der Mazzinisten seinen letzten Aufstand vorbereitete. Er begegnet dort jungen, entschlossenen Anarchisten und ist hin und her gerissen zwischen der schönen Utopie und einer furchtbaren, Gewalt und Gegengewalt erzeugenden Praxis, aus der er schließlich keinen Ausweg sieht. - Realiltät und Fiktion vermischen sich. Geschichte und Gegenwart, historischer Anarchismus und seine aktuelle Auseinandersetzung, die Biographie Bakunins mit der Lebensgeschichte eines jungen Revoluzzers von heute. Horst Bienek, 1930 in Gleiwitz geboren, wurde 1951 in Ostberlin aus politischen Gründen zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und verbrachte vier Jahre in einem Arbeitslager in Workuta (Sowjetunion). Bekannt wurde er vor allem durch seine Bücher "Traumbuch eines Gefangenen", "Die Zelle", "Die Zeit danach". Er arbeitet seit Jahren an einem Romanzyklus, der die Kriegsjahre 1939-45 beschreibt: bisher sind erschienen: "Die erste Polka", "Septemberlicht", "Zeit ohne Glocken". 1981 wurde er für sein literarisches Schaffen mit dem "Nelly-Sachs-Preis" ausgezeichnet.